Korea-Reiseberichte
Koreainfo


Sehr persönliche und tiefgehende Eindrücke von einer Bus-Rundreise durch Südkorea (1999)

Autor: Friedrich Stöhr, Wendelstein

Anmerkung:
ungekürzte, unveränderte Originalfassung mit freundlicher Genehmigung von Friedrich Stöhr
Für den Inhalt ist der o.g. Autor selbst verantwortlich.


Im Land der Morgenstille

Land der Morgenstille, so nennt sich Korea seit dem Mittelalter. Ankunft 15 Uhr 25
in Seoul: trotz halbstündiger Verspätung beim Abflug in Frankfurt noch 30 Minuten früher als im Flugplan. Ein ruhiger zehnstündiger Flug über Russland, Sibirien, die Mongolei und China mit phantastischer Sicht auf die Erde geht zu Ende. Die Pass- und Zollabfertigung geht sehr zügig und unsere 12 köpfige Reisegruppe wird bereits von der koreanischen Reiseleiterin, Frau Hong, erwartet.
Unser Hotel liegt im nordwestlichen Teil von Seoul am Bukak-Berg. Mit einem Bus fahren wir eine Stunde lang durch Seoul zu unserem Hotel im Nordwesten der Stadt. Während der Fahrt entlang des Han-Flusses, der Seoul in eine nördliche und eine südliche Hälfte teilt, erklärt uns Mrs. Hong schon einige Stadtteile.
Seoul ist ein Moloch, es besteht aus sehr vielen Wohnklötzen mit mehr als 20 Stock-werken und breiten Strassen mit bis zu sechs Fahrbahnen in jeder Richtung, die anscheinend immer verstopft sind. Dazwischen verschwindend klein einige traditionelle koreanische Häuser, mehrere Parks, viele Bürohochhäuser und eine Handvoll Paläste aus den letzten vier Jahrhunderten. Die  Veränderung vom Agrarland zum Industriestaat begann in den 70er Jahren und dadurch zogen die Städte immer mehr Menschen an.
Die Verwaltung baute Straßen und Wohnungen, konnte aber nicht im gleichen Maße Schritt halten.

 Was fällt einem Europäer auf, der zum ersten mal nach Korea kommt? Es riecht anscheinend überall nach Ginseng, einem wichtigen  koreanischen Exportartikel. Korea scheint das 'Handy-Land' zu sein, offensichtlich besitzt jeder Koreaner mindestens ein Handy-Telefon. Die Preise dafür sind vergleichbar mit denen in Deutschland. Man wundert sich, daß es noch Telefonzellen gibt...
Dann fällt der chaotische Verkehr in der 12 Mill Stadt Seoul auf, den einige Polizisten mit nachts leuchtenden Stöcken zu regulieren versuchen. Wenn an Fußgängerampeln für die Autos ROT ist und es kommt kein Fußgänger, wird auch weitergefahren.  Fahrbahn-wechsel ist ein beliebtes Spiel, mal mit mal ohne Blinker. Und die Wechsler werden immer herein-gelassen. Es wird wenig gehupt, Stau ist völlig normal, Rush-Hour ist 24 Stunden am Tag. Es fahren nur wenige Kleinwagen, sehr viele Mittelklassewagen und etliche Oberklasse Autos. Und das trotz eines Bezinpreises von über DM 2.00 (Diesel gibt es für unter einer Mark) und einem
Durchschnittseinkommen von unter DM 2000. Die einzige Alternative ist die U-Bahn, die mit 8 Linien die Stadt durchquert.
Es gibt unglaublich viele Kirchen in Seoul, meist kleinere, gekennzeichnet durch ein Kreuz aus Neonröhren auf dem Dach!
Evangelische Kirchen haben ein rotes Kreuz, katholische ein weißes. Wenn ein Gottesdienst stattfindet wird das Kreuz beleuchtet. Die christlichen Missionare haben viele Koreaner vom Buddhismus bekehrt, etwa 50% der Koreaner bekennen sich zu einer christlichen Gemeinschaft.
Die Zahl 4 ist kein Glücksbringer, in vielen Hotels gibt es keine vierte Etage. Dafür sind häufig die Türen sehr niedrig, mit 170 kommt man gerade hindurch ohne den Kopf einziehen zu müssen. Es gibt unglaublich viel bunte Werbung, jeder Laden lockt mit Lichtern, Transparenten und Fähnchen die potentiellen Käufer an.
Neben der koreanischen Schrift sieht man in der Stadt auch zunehmend westliche Buchstaben, in den Tempeln oft chinesische Schriftzeichen.
Entgegen anderslautenden Gerüchten sieht man durchaus Hunde, sowohl in Läden in der Stadt als auch auf dem Land. Weiße Pudel werden gerne gefärbt, blaue Pfoten und rote Ohren fielen mir auf.
Unsere erste Besichtigung in Seoul ist der Kyongbokkung Palast mit angegliedertem Volkskundemuseum. Die sehr weitläufige Anlage mitten in Seoul wird an diesem Tag von sehr vielen Kindern besucht, wie wir erfahren ist momentan die Zeit der Schulausflüge. Der Palast besteht überwiegend aus Holzhäusern und brannte im Lauf der Geschichte schon mehrmals ab. Es wird anscheinend immer an irgendeinem Teil des Palastetes gebaut oder restauriert. Zur Zeit wird innerhalb des Palastes gerade eine geschichtliche TV-Serie produziert, wir können die Darsteller und Komparsen in den traditionellen Trachten während der Dreharbeiten aus nächster Nähe bestaunen.
Die Palastanlage ist auch sehr beliebt als Hintergrund für Hochzeitsfotos. Man macht diese Fotos bereits vor der Hochzeit in geliehenen Kleidern in den malerischen Palastanlagen. Lustig zu sehen, daß die Braut oft unter dem weißen Hochzeitskleid Jeans und Turnschuhe trägt. Man sieht dies beim Wechsel des Standortes wenn die Braut ihr Kleid beim Gehen hochheben muß... Der Bräutigam meist im schwarzen Anzug (auch geliehen für die Fotos). Selten sieht man ein Brautpaar in der traditionellen koreanischen Tracht.
Das Folkloremuseum zeigt sehr anschaulich und übersichtlich die Entwicklung der Besiedelung und der Kultur in Korea. Die vielen Kinder stören nur wenig, sie verhalten sich sehr diszipliniert. Manchmal rufen sie ein schüchternes 'Hello' und sind dann ganz begeistert, wenn von uns eine Antwort kommt.
Die Eintrittspreise sind übrigens sehr moderat, selten höher als DM 1,50. Mitten in der Stadt aber in einem unscheinbaren Hinterhof besuchen wir ein koreanisches Teehaus. Man zieht natürlich am Eingang seine Schuhe aus und nimmt an ziemlich kleinen Tischchen Platz. Die verschiedenen Teesorten stehen zur Auswahl auf der Karte und wir sind etwas verwirrt ob der Auswahl. Unsere Reiseleiterin, Frau Hong, hilft uns bei der Entscheidung. Der Tee wird nicht in Tassen serviert sondern als Pulver. Dann kommt das heiße Wasser in einer Kanne und damit wird zunächst die Tasse angewärmt. Die Temperatur des Wassers ist sehr wichtig für die Teezubereitung. Premium Tee wird mit einer anderen Temperatur aufgegossen als normaler Tee! Die freundliche Bedienung hat das alles im Gefühl und führt die Zeremonie vor. Dazu wird leicht süßliches Reisgebäck gereicht. Am Nachmittag fahren wir auf den Namsan-Berg und dort auf den Seoul-Tower einem Aussichtsturm, auf eine Höhe von insgesamt 480 m über dem Meer. Hier haben wir dank des guten Wetters eine ausgezeichnete Fernsicht. Dabei reicht Seoul soweit wie das Auge sehen kann...

Gleich am zweiten Abend führt uns unsere Reiseleiterin in ein typisch koreanisches Restaurant. Es gibt einen großen Raum an dessen einer Seite eine Gruppe von vier jungen Koreanerinnen auf verschiedenen Blas-, Zupf- und Streichinstrumenten angenehme Musik machen. Ringsum sind noch kleinere Räume in denen Familien sitzen. Die Bedienungen sind in koreanische Tracht gekleidet und verbeugen sich bei jedem Gast. Als bekannt wird, daß wir aus Deutschland kommen, stellt man uns eine kleine schwarz-rot-goldene Fahne an den Tisch. Schwarz ist oben und, nach einem dezenten Hinweis von uns, bemüht man sich schnellstens den Irrtum zu korrigieren. Offensichtlich kommen nicht sehr oft Deutsche in dieses Restaurant. Man zieht, wie überall, die Schuhe aus und nimmt Platz.

Das koreanische Essen wird auf niedrigen Tischen serviert. Man sitzt auf Kissen auf dem Boden und hat als Europäer alle Mühe,sich einigermaßen aufrecht zu halten. Die Gerichte befinden sich in verschiedenen Schüsselchen und Schälchen, man ißt mitmetallenen (!) Stäbchen. Diese sind wesentlich schwieriger zu halten als die hölzernen, es rutscht auch viel leichter das mühsamgefischte Gemüse oder Fleich wieder in die Schüssel zurück. Meist hält man sich mit einer Hand am niedrigen Tisch fest undversucht mit der anderen Hand sattzuwerden. Das Essen selbst ist sehr vielfältig und schmackhaft zubereitet, Lieblingsspeisen sind Fisch und andere Meerestiere. Unvermeidlich ist Kimchi, das ist sauer eingelegter Chinakohl, ähnlich Sauerkraut. Kimchi gibt es zu jedem Essen, dazu wird Reis und eine Suppe serviert. Man ißt alles durcheinender, es gibt keine Reihenfolge. Manche Schüsselchen enthalten sehr scharfe Dinge, es dauert nicht lange bis man die 'gefährlichen' Schälchen kennt. Dazu wird Tee oder Bier serviert. Nach koreanischer Sitte schenkt man sich gegenseitig ein und achtet darauf, daß das Gegenüber immer zu trinken hat. Bezahlt wird immer zusammen und man rechnet es sich als Ehre an, für die mitessenden Gäste bezahlen zu dürfen.
Die staatliche koreanische Tourismus Organisation hat eine Etage in einem modernen Gebäude mit Miniaturmodellen von Seoul und Korea ausgestattet, auf denen sich die Besiedelung und die Landschaft samt den Flüssen und Strassen erkennen läßt. Mit Lichterketten sind die Eisenbahnverbindungen markiert. Vier Bildschirme mit Internet Zugang stehen kostenlos zur Verfügung und alle Besucher werden mit vielen Prospekten versorgt. Man bemüht sich sehr um Touristen aus dem Ausland.

Danach fahren wir zur Youido-Insel im Han-Fluss, dort werden wir bei Radio Korea International im KBS-Gebäude sehr herzlich empfangen. Mitglieder der deutschen Redaktion von RKI führen uns durch das riesige Gebäude, zeigen uns die Tonstudios in denendie Sendungen von RKI in deutscher Sprache produziert werden und der Manager aller Auslandssendungen, Herr Kim, nimmt sich
Zeit für uns. Er fragt nach unseren bisherigen Reiseeindrücken von Korea und möchte wissen, wie wir RKI in Deutschland empfangen können. Man will auch wissen, welche Verbesserungen wir für das deutsche Programm vorschlagen. Inzwischen ist es Mittag und Herr Kim lädt uns zu einem typisch koreanischen Essen ein (siehe oben). Nach dem Essen werden wir vor der Verabschiedung noch großzügig beschenkt.
In der Nähe des KBS-Gebäudes befindet sich das Haus der koreanischen National-versammlung, das wir besichtigen können. Das Haus ist von einer riesigen licht-durchlässigen Kuppel gekrönt, die Umgänge zeigen an den langen Wänden Fotos aus der jüngeren Geschichte Koreas und der große Versammlungsraum ist sehr eindrucksvoll. Bemerkenswert: jeder Abgeordnete hat vor sich ein Schild mit seinem Namen stehen.
Da wir leider den Sitz des koreanischen Staatspräsidenten, das 'blaue Haus', wegen geänderter Öffnungszeiten nicht besichtigen können, sehen wir den Palast an. In einem weitläufigen Park sind mehrere Häusergruppen in traditionellem koreanischen Baustil verteilt. Diesmal sind wir fast die einzigen Besucher, wohl wegen der Zeit kurz vor Schließung der Palastanlage.

Für den Abend ist der Besuch des 1995 gegründeten Chondong-Theaters vorge-sehen. Mir war bekannt, daß die Kunst des Trommelns in Korea besonders hoch entwickelt ist. Die Aufführung in diesem Theater ist jedoch phantastisch. Die gezeigten folkloristischen Tänze zeigen teilweise artistische Leistungen. Das Theater ist voll besetzt und die Zuschauer applaudieren ohne Unterlass. Ein großartiges Erlebnis!

Der dritte Tag in Seoul ist für einen Ausflug nach Panmunjon am 38.Breitengrad reserviert. Diese Fahrt ist ein 'Muß', man kann das den Koreanern nicht abschlagen.
Zunächst führt die Fahrt entlang des Han-Flusses nach Westen. Schon kurz nach den Vororten von Seoul fallen uns die Stacheldrahthindernisse und die getarnten, aber unbesetzten Wachtürme, entlang des Ufers auf. Man fürchtet aufgrund der nahen Grenze zu Nordkorea, daß Agenten oder Saboteure eindringen könnten.
Quer durch die Halbinsel, entlang des 38.Breitengrades, zieht sich ein 4km breiter entmilitarisierter Streifen, an dessen beiden Seiten die Soldaten der Süd- und der Nordkoreaner postiert sind. Die entmilitarisierte Zone wird durch UNO-Soldaten bewacht, sie ist absolut undurchdringlich. In Deutschland gab es auch in den schwierigsten Zeiten, zumindest mit Ausnahmegenehmigung, die Möglichkeit des Überschreitens der Zonengrenze. Hier ist dies nicht möglich. Lediglich in der Nähe vom Verhandlungsort Panmunjon gibt es die 'Brücke ohne Wiederkehr', über die sehr selten Menschen aus Nordkorea abgeschoben werden.

Nach der Rückfahrt nach Seoul haben wir noch Gelegenheit in der Innenstadt zu bummeln. Ein Postamt ist bald gefunden aber die Meinungen über das richtige Porto für eine Postkarte nach Deutschland gehen bei den Postbeamten weit auseinander. Zwischen 350 Won und 480 Won können wir uns entscheiden! Später erfahren wir, Daß das korrekte Porto 480 Won wäre. Klebt man nur 350 Won auf die Karte, so werden diese Karten zunächst gesammelt und dann, etwas verzögert, auch per Luftpost befördert. In den engen Straßen sind sehr viele Fußgänger unterwegs, trotzdem schlängeln sich immer noch Autos und Motorräder zwischendurch. Die Motorräder sind die modernen 'Träger': anstelle des Soziussitzes ist ein Gestell montiert, auf dem Kartons oder
Säcke zu den verschiedenen Geschäften transportiert werden. Richtige Träger mit der Tragestange quer über die Schultern sieht man nur noch sehr selten. Hier in diesen Straßen wird alles angeboten, was man sich nur wünschen kann: Lebensmittel in allen erdenklichen Formen, bunte Kleidung, Bücher, Koffer, Antiquitäten, natürlich Ginseng, aber auch moderne Dinge wie CD's etc.

Weil uns nach einiger Zeit Durst plagt suchen wir nach einem Lokal mit Bier. Die Suche dauert nicht lange und wir kommen in ein kleines aber leeres Restaurant mit 'normalen' Tischen und Bänken. Es gibt sogar koreanisches Bier vom Faß und wir trinken jeweils einen halben Liter zum Preis von 2000 Won (ca. DM 3.-). An der Wand des Lokals hängen Bierfilze, darunter sogar einige aus Deutschland. Leider klappt die Verständigung per Englisch nicht sehr gut, aber zwei Mitreisende bekommen die Adresse des Wirtes und wollen ihm noch einige deutsche Bierdeckel für seine Kollektion schicken.
 Danach suchen wir uns ein Taxi und fahren zum Hotel zurück. Die Strecke ist etwa 7 km und wir brauchen knapp eine Stunde dafür! Der Preis ist sehr moderat: 6000 Won (ca. DM 10.-).

Die Autobahnen (Expressways) sind gut ausgebaut und mautpflichtig. Es besteht eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 110 km/h. Trotz starkem Verkehr gibt es nur selten Stauungen, meist nur an Einfahrten. Hier drängen sich die Einfahrenden in den Verkehrsstrom, besonders an Sonntagen ist das festzustellen.

Bei der Fahrt über Land sieht man noch viele niedrige Häuser im koreanischen Stil mit geschwungenen Dächern. Die neueren Bauten sind eher gesichtslos meist mit Wellblechdächern. Sie könnten in irgendeinem Land stehen. Kühe oder Pferde sieht man nurvereinzelt. Die Bauern pflanzen hauptsächlich Reis und Ginseng an. Der geerntete Reis ist von sehr hoher Qualität und wird zum größten Teil exportiert. Weil der im Land verbleibende Reis für die Bevölkerung nicht ausreicht wird aus dem Ausland billigerer Reis niedrigerer Qualität importiert... Ginseng ist in Korea sehr beliebt, es gibt alle denkbaren Formen davon: als Wurzel, als Likör, als
Pulver, Bonbons und vieles andere. Auch in Korea ist Ginseng teuer, die Wurzeln können erst acht Jahre nach der Anpflanzung geerntet werden und belegen daher für diese Zeit die Anbaufläche. Während des Wachstums wird die Ginseng Pflanzung durch Matten vor übermäßiger Hitze oder Kälte geschützt, man erkennt daran die Felder schnell beim Vorbeifahren.

Ortswechsel: Pusan, die größte Hafenstadt Südkoreas ist umgeben von Bergen. Auf einem der Hügel befindet sich der Pusan-Tower, ein Aussichtsturm mit über 100m Höhe. Das besondere am Pusan-Tower ist, daß er auf seiner Spitze keine Antennen hat. Die sind auf einem anderen höheren Berg montiert. Wir fahren innerhalb von Sekunden mit einem Expresslift zur Aussichtsplattform. Von hier aus sieht man das gesamte Panorama Pusans. Ein Stadtteil befindet sich auf einer vorgelagerten Insel, die über mehrere Brücken mit dem Festland verbunden ist.  Nach der Rundumsicht gehen wir zum Fischmarkt. Das ist wirklich eine Sensation: alles was man im Meer fängt wird hier angeboten. Exotische Fische, Langusten, Krabben, Seegurken und andere, mir unbekannte, Meeresbewohner werden von Frauen direkt auf der Straße feilgeboten. Ein fantastisch farbiges Bild das bei den Fotografen einen Begeisterungssturm auslöst. Die Gerüche sind nichtbesonders lästig, alles ist ganz frisch aus dem Meer. Etwas weiter stehen große Hallen, in denen wird an kleinen Ständen Fisch etc.
roh zum Essen serviert. Man sucht sich den gewünschten Fisch aus und bekommt ihn zerteilt in kleine Happen (Stäbchen) serviert.

Natürlich bietet man auch uns an dort Platz zu nehmen, aber es ist nachmittag und wir haben weder Hunger noch Appetit auf rohenFisch, den die Koreaner sehr gerne mögen.
Unser Hotel befindet sich fast im Zentrum der Stadt so daß wir mit wenigen Schritten mitten im quirligen Leben sind. Auch hier eineunübersehbare Reklameflut, dazwischen kleine Esslokale mit offenen Frontseiten, damit man ins Innere sehen kann. Die Besitzer dieser Lokale kommen sofort heraus und bitten uns hinein. Hier gibt es so ziemlich alles was man sich zum Essen wünschen kann, viel Fisch und andere Meerestiere aber auch Schweine- oder Rindfleisch und vegetarische Gerichte. Wir suchen ein Lokal mit europäischen Sitzgelegenheiten. Schließlich finden wir mit fünf Personen noch Platz in einem Pfannkuchenlokal nachdem man einige Gäste umquartiert hatte. Die Pfannkuchen werden aus einem Teig von gemahlenen Soyabohnen und Eiern mit einer Füllung nach Wunsch gebacken. Ich nehme eine vegetarische Gemüsefüllung, die sich als sehr wohlschmeckend herausstellt. Allerdings gibt es Stäbchen als 'Besteck' und nur die Hilfe des Kochs, der die Pfannkuchen in Streifen zerschneidet, macht das Essen möglich... Einer der Mitreisenden bestellt für uns koreanischen Reiswein. Dieser sieht aus wie Federweißer und schmeckt auch fast so. Der Alkoholgehalt ist nicht sehr hoch, man sagt ihm aber eine verdauungsfördernde Wirkung nach.

Anschließend streifen wir noch durch die Geschäftsstraßen. Es ist inzwischen 22 Uhr und von Ladenschluß ist keine Rede.
Auffällig auch in Pusan: es sind meist junge Leute bis etwa 25 Jahre, die hier flanieren und sich vergnügen. Die jungen Koreanerinnen und Koreaner sind meist einen Kopf größer als die über 30-Jährigen. Frauen unterstützen dies noch durch die auch bei uns bekannten hohen Plateau-Sohlen. Die jungen Koreaner sind modern gekleidet, manche färben sich ihre Haare braun oder blond. Oft sieht man ein Schild: 'HOF 2F'. Das bedeutet, hier ist ein Bierlokal (von Hofbräuhaus) im ersten Stock des Hauses. Das koreanische Bier ist etwas schwächer als das deutsche, ist aber verträglich und läßt sich gut trinken. Erstaunlicherweise gibt es
Henkelgläser mit einem halben Liter Inhalt.

Von Pusan aus fahren wir mit dem Bus etwa zwei Stunden nach Tongyong, einer kleinen Hafenstadt an der Südküste. Von dort aus machen wir mit einem Ausflugsschiff eine dreistündige kleine Kreuzfahrt auf dem Hallyo-Waterway. Man wähnt sich an der griechischen Küste: die Kalksteinfelsen zwischen Küste und Meer bilden eine malerische Kulisse. Mittendrin Fischerboote und auf den Felsen Angler. Weiter führt unsere Rundreise nach Norden zum Chirisan-Nationalpark. Hier ist es gebirgig, die höchsten Gipfel sind über 2000 m
hoch. Über die Berge führt ein Pass mit einer gut ausgebauten Serpentinenstraße, die sehr der des Großglockners ähnelt. Es sind viele Busse mit Ausflüglern unterwegs; auf den Parkplätzen stehen nicht selten 30 und mehr Busse. Aber man ist darauf eingerichtet, neben Schellimbißständen sind auch Toiletten in ausreichender Anzahl vorhanden.

Am vorletzten Tag, auf der Rückfahrt nach Seoul, besichtigen wir noch den Tapsa Tempel mit vielen Pagoden, der von einem Einsiedlermönch errichtet wurde.
Unbedingt zu besuchen ist der Popchusa-Tempel mit der größten 5-stöckigen Holzpagode und der 33 m hohen Buddhastatue aus Bronze. Sie ist hohl und kann im Inneren über 108 Stufen bis in den Kopf bestiegen werden.

In Seoul sind wir nochmals für eine Übernachtung im Hotel Bukak-Park. Da wir spät ankommen sehen wir an diesem Tag nichts mehr von Seoul.
Nach dem Frühstück fahren wir rechtzeitig zum Flughafen, da man um diese Zeit die Fahrzeit nicht genau abschätzen kann. Wir sind dann doch sehr früh angekommen, der Checkin geht sehr schnell und Frau Hong lädt uns noch zu einem Kaffee in einem der drei Restaurants des Flughafens ein. Wir bedanken uns bei Frau Hong, die uns sehr geduldig und nachsichtig während der ganzen Reise durch Korea begleitet hat, mit einem Geschenk und verabschieden uns gerührt.

Der Duty Free Shop ist nicht allzu ergiebig, neben den üblichen Zigaretten- und Alkohol-Angeboten gibt es Ginseng in jeder erdenklichen Form, das wollte ich aber nicht kaufen. Die anderen Artikel entsprachen weniger unserem Geschmack.

Trotz, oder gerade wegen, des sehr vollen Programms sind wir übereinstimmend  der Meinung, dass die Reise wenigstens 3 Tage länger hätte dauern sollen. Dabei haben wir nur etwa die Hälfte der wesentlichen Besichtigungen gemacht. Süd-Korea ist ein landschaftlich sehr reizvolles Land mit vielen Kulturschätzen. Sicher hat auch Nord-Korea sehenswerte Landschaften und Kultur, bis zu der Möglichkeit einer Reise durch beide Koreas wird es aber noch einige Zeit dauern.

Die während der Reise gemachten Fotos und die Videoaufnahmen des mitreisenden Peter Falk erinnern mich immer wieder an die schöne Reise.

Ich kann jedem diese Reise nur empfehlen, und, dass sich der Reisende etwas mehr Zeit für die Sehenswürdigkeiten nehmen sollte.



    © Friedrich Stöhr


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