Korea-Reiseberichte |
Autor: Friedrich Stöhr, Wendelstein
Anmerkung:
ungekürzte, unveränderte Originalfassung mit
freundlicher Genehmigung von Friedrich Stöhr
Für den Inhalt ist der o.g. Autor selbst verantwortlich.
Im Land der Morgenstille
Land der Morgenstille, so nennt sich Korea seit dem Mittelalter. Ankunft
15 Uhr 25
in Seoul: trotz halbstündiger Verspätung beim Abflug in Frankfurt
noch 30 Minuten früher als im Flugplan. Ein ruhiger zehnstündiger
Flug über Russland, Sibirien, die Mongolei und China mit phantastischer
Sicht auf die Erde geht zu Ende. Die Pass- und Zollabfertigung geht sehr
zügig und unsere 12 köpfige Reisegruppe wird bereits von der
koreanischen Reiseleiterin, Frau Hong, erwartet.
Unser Hotel liegt im nordwestlichen Teil von Seoul am Bukak-Berg. Mit
einem Bus fahren wir eine Stunde lang durch Seoul zu unserem Hotel im Nordwesten
der Stadt. Während der Fahrt entlang des Han-Flusses, der Seoul in
eine nördliche und eine südliche Hälfte teilt, erklärt
uns Mrs. Hong schon einige Stadtteile.
Seoul ist ein Moloch, es besteht aus sehr vielen Wohnklötzen mit
mehr als 20 Stock-werken und breiten Strassen mit bis zu sechs Fahrbahnen
in jeder Richtung, die anscheinend immer verstopft sind. Dazwischen verschwindend
klein einige traditionelle koreanische Häuser, mehrere Parks, viele
Bürohochhäuser und eine Handvoll Paläste aus den letzten
vier Jahrhunderten. Die Veränderung vom Agrarland zum Industriestaat
begann in den 70er Jahren und dadurch zogen die Städte immer mehr
Menschen an.
Die Verwaltung baute Straßen und Wohnungen, konnte aber nicht
im gleichen Maße Schritt halten.
Was fällt einem Europäer auf, der zum ersten mal nach
Korea kommt? Es riecht anscheinend überall nach Ginseng, einem wichtigen
koreanischen Exportartikel. Korea scheint das 'Handy-Land' zu sein, offensichtlich
besitzt jeder Koreaner mindestens ein Handy-Telefon. Die Preise dafür
sind vergleichbar mit denen in Deutschland. Man wundert sich, daß
es noch Telefonzellen gibt...
Dann fällt der chaotische Verkehr in der 12 Mill Stadt Seoul auf,
den einige Polizisten mit nachts leuchtenden Stöcken zu regulieren
versuchen. Wenn an Fußgängerampeln für die Autos ROT ist
und es kommt kein Fußgänger, wird auch weitergefahren.
Fahrbahn-wechsel ist ein beliebtes Spiel, mal mit mal ohne Blinker. Und
die Wechsler werden immer herein-gelassen. Es wird wenig gehupt, Stau ist
völlig normal, Rush-Hour ist 24 Stunden am Tag. Es fahren nur wenige
Kleinwagen, sehr viele Mittelklassewagen und etliche Oberklasse Autos.
Und das trotz eines Bezinpreises von über DM 2.00 (Diesel gibt es
für unter einer Mark) und einem
Durchschnittseinkommen von unter DM 2000. Die einzige Alternative ist
die U-Bahn, die mit 8 Linien die Stadt durchquert.
Es gibt unglaublich viele Kirchen in Seoul, meist kleinere, gekennzeichnet
durch ein Kreuz aus Neonröhren auf dem Dach!
Evangelische Kirchen haben ein rotes Kreuz, katholische ein weißes.
Wenn ein Gottesdienst stattfindet wird das Kreuz beleuchtet. Die christlichen
Missionare haben viele Koreaner vom Buddhismus bekehrt, etwa 50% der Koreaner
bekennen sich zu einer christlichen Gemeinschaft.
Die Zahl 4 ist kein Glücksbringer, in vielen Hotels gibt es keine
vierte Etage. Dafür sind häufig die Türen sehr niedrig,
mit 170 kommt man gerade hindurch ohne den Kopf einziehen zu müssen.
Es gibt unglaublich viel bunte Werbung, jeder Laden lockt mit Lichtern,
Transparenten und Fähnchen die potentiellen Käufer an.
Neben der koreanischen Schrift sieht man in der Stadt auch zunehmend
westliche Buchstaben, in den Tempeln oft chinesische Schriftzeichen.
Entgegen anderslautenden Gerüchten sieht man durchaus Hunde, sowohl
in Läden in der Stadt als auch auf dem Land. Weiße Pudel werden
gerne gefärbt, blaue Pfoten und rote Ohren fielen mir auf.
Unsere erste Besichtigung in Seoul ist der Kyongbokkung Palast mit
angegliedertem Volkskundemuseum. Die sehr weitläufige Anlage mitten
in Seoul wird an diesem Tag von sehr vielen Kindern besucht, wie wir erfahren
ist momentan die Zeit der Schulausflüge. Der Palast besteht überwiegend
aus Holzhäusern und brannte im Lauf der Geschichte schon mehrmals
ab. Es wird anscheinend immer an irgendeinem Teil des Palastetes gebaut
oder restauriert. Zur Zeit wird innerhalb des Palastes gerade eine geschichtliche
TV-Serie produziert, wir können die Darsteller und Komparsen in den
traditionellen Trachten während der Dreharbeiten aus nächster
Nähe bestaunen.
Die Palastanlage ist auch sehr beliebt als Hintergrund für Hochzeitsfotos.
Man macht diese Fotos bereits vor der Hochzeit in geliehenen Kleidern in
den malerischen Palastanlagen. Lustig zu sehen, daß die Braut oft
unter dem weißen Hochzeitskleid Jeans und Turnschuhe trägt.
Man sieht dies beim Wechsel des Standortes wenn die Braut ihr Kleid beim
Gehen hochheben muß... Der Bräutigam meist im schwarzen Anzug
(auch geliehen für die Fotos). Selten sieht man ein Brautpaar in der
traditionellen koreanischen Tracht.
Das Folkloremuseum zeigt sehr anschaulich und übersichtlich die
Entwicklung der Besiedelung und der Kultur in Korea. Die vielen Kinder
stören nur wenig, sie verhalten sich sehr diszipliniert. Manchmal
rufen sie ein schüchternes 'Hello' und sind dann ganz begeistert,
wenn von uns eine Antwort kommt.
Die Eintrittspreise sind übrigens sehr moderat, selten höher
als DM 1,50. Mitten in der Stadt aber in einem unscheinbaren Hinterhof
besuchen wir ein koreanisches Teehaus. Man zieht natürlich am Eingang
seine Schuhe aus und nimmt an ziemlich kleinen Tischchen Platz. Die verschiedenen
Teesorten stehen zur Auswahl auf der Karte und wir sind etwas verwirrt
ob der Auswahl. Unsere Reiseleiterin, Frau Hong, hilft uns bei der Entscheidung.
Der Tee wird nicht in Tassen serviert sondern als Pulver. Dann kommt das
heiße Wasser in einer Kanne und damit wird zunächst die Tasse
angewärmt. Die Temperatur des Wassers ist sehr wichtig für die
Teezubereitung. Premium Tee wird mit einer anderen Temperatur aufgegossen
als normaler Tee! Die freundliche Bedienung hat das alles im Gefühl
und führt die Zeremonie vor. Dazu wird leicht süßliches
Reisgebäck gereicht. Am Nachmittag fahren wir auf den Namsan-Berg
und dort auf den Seoul-Tower einem Aussichtsturm, auf eine Höhe von
insgesamt 480 m über dem Meer. Hier haben wir dank des guten Wetters
eine ausgezeichnete Fernsicht. Dabei reicht Seoul soweit wie das Auge sehen
kann...
Gleich am zweiten Abend führt uns unsere Reiseleiterin in ein typisch koreanisches Restaurant. Es gibt einen großen Raum an dessen einer Seite eine Gruppe von vier jungen Koreanerinnen auf verschiedenen Blas-, Zupf- und Streichinstrumenten angenehme Musik machen. Ringsum sind noch kleinere Räume in denen Familien sitzen. Die Bedienungen sind in koreanische Tracht gekleidet und verbeugen sich bei jedem Gast. Als bekannt wird, daß wir aus Deutschland kommen, stellt man uns eine kleine schwarz-rot-goldene Fahne an den Tisch. Schwarz ist oben und, nach einem dezenten Hinweis von uns, bemüht man sich schnellstens den Irrtum zu korrigieren. Offensichtlich kommen nicht sehr oft Deutsche in dieses Restaurant. Man zieht, wie überall, die Schuhe aus und nimmt Platz.
Das koreanische Essen wird auf niedrigen Tischen serviert. Man sitzt
auf Kissen auf dem Boden und hat als Europäer alle Mühe,sich
einigermaßen aufrecht zu halten. Die Gerichte befinden sich in verschiedenen
Schüsselchen und Schälchen, man ißt mitmetallenen (!) Stäbchen.
Diese sind wesentlich schwieriger zu halten als die hölzernen, es
rutscht auch viel leichter das mühsamgefischte Gemüse oder Fleich
wieder in die Schüssel zurück. Meist hält man sich mit einer
Hand am niedrigen Tisch fest undversucht mit der anderen Hand sattzuwerden.
Das Essen selbst ist sehr vielfältig und schmackhaft zubereitet, Lieblingsspeisen
sind Fisch und andere Meerestiere. Unvermeidlich ist Kimchi, das ist sauer
eingelegter Chinakohl, ähnlich Sauerkraut. Kimchi gibt es zu jedem
Essen, dazu wird Reis und eine Suppe serviert. Man ißt alles durcheinender,
es gibt keine Reihenfolge. Manche Schüsselchen enthalten sehr scharfe
Dinge, es dauert nicht lange bis man die 'gefährlichen' Schälchen
kennt. Dazu wird Tee oder Bier serviert. Nach koreanischer Sitte schenkt
man sich gegenseitig ein und achtet darauf, daß das Gegenüber
immer zu trinken hat. Bezahlt wird immer zusammen und man rechnet es sich
als Ehre an, für die mitessenden Gäste bezahlen zu dürfen.
Die staatliche koreanische Tourismus Organisation hat eine Etage in
einem modernen Gebäude mit Miniaturmodellen von Seoul und Korea ausgestattet,
auf denen sich die Besiedelung und die Landschaft samt den Flüssen
und Strassen erkennen läßt. Mit Lichterketten sind die Eisenbahnverbindungen
markiert. Vier Bildschirme mit Internet Zugang stehen kostenlos zur Verfügung
und alle Besucher werden mit vielen Prospekten versorgt. Man bemüht
sich sehr um Touristen aus dem Ausland.
Danach fahren wir zur Youido-Insel im Han-Fluss, dort werden wir bei
Radio Korea International im KBS-Gebäude sehr herzlich empfangen.
Mitglieder der deutschen Redaktion von RKI führen uns durch das riesige
Gebäude, zeigen uns die Tonstudios in denendie Sendungen von RKI in
deutscher Sprache produziert werden und der Manager aller Auslandssendungen,
Herr Kim, nimmt sich
Zeit für uns. Er fragt nach unseren bisherigen Reiseeindrücken
von Korea und möchte wissen, wie wir RKI in Deutschland empfangen
können. Man will auch wissen, welche Verbesserungen wir für das
deutsche Programm vorschlagen. Inzwischen ist es Mittag und Herr Kim lädt
uns zu einem typisch koreanischen Essen ein (siehe oben). Nach dem Essen
werden wir vor der Verabschiedung noch großzügig beschenkt.
In der Nähe des KBS-Gebäudes befindet sich das Haus der koreanischen
National-versammlung, das wir besichtigen können. Das Haus ist von
einer riesigen licht-durchlässigen Kuppel gekrönt, die Umgänge
zeigen an den langen Wänden Fotos aus der jüngeren Geschichte
Koreas und der große Versammlungsraum ist sehr eindrucksvoll. Bemerkenswert:
jeder Abgeordnete hat vor sich ein Schild mit seinem Namen stehen.
Da wir leider den Sitz des koreanischen Staatspräsidenten, das
'blaue Haus', wegen geänderter Öffnungszeiten nicht besichtigen
können, sehen wir den Palast an. In einem weitläufigen Park sind
mehrere Häusergruppen in traditionellem koreanischen Baustil verteilt.
Diesmal sind wir fast die einzigen Besucher, wohl wegen der Zeit kurz vor
Schließung der Palastanlage.
Für den Abend ist der Besuch des 1995 gegründeten Chondong-Theaters vorge-sehen. Mir war bekannt, daß die Kunst des Trommelns in Korea besonders hoch entwickelt ist. Die Aufführung in diesem Theater ist jedoch phantastisch. Die gezeigten folkloristischen Tänze zeigen teilweise artistische Leistungen. Das Theater ist voll besetzt und die Zuschauer applaudieren ohne Unterlass. Ein großartiges Erlebnis!
Der dritte Tag in Seoul ist für einen Ausflug nach Panmunjon am
38.Breitengrad reserviert. Diese Fahrt ist ein 'Muß', man kann das
den Koreanern nicht abschlagen.
Zunächst führt die Fahrt entlang des Han-Flusses nach Westen.
Schon kurz nach den Vororten von Seoul fallen uns die Stacheldrahthindernisse
und die getarnten, aber unbesetzten Wachtürme, entlang des Ufers auf.
Man fürchtet aufgrund der nahen Grenze zu Nordkorea, daß Agenten
oder Saboteure eindringen könnten.
Quer durch die Halbinsel, entlang des 38.Breitengrades, zieht sich
ein 4km breiter entmilitarisierter Streifen, an dessen beiden Seiten die
Soldaten der Süd- und der Nordkoreaner postiert sind. Die entmilitarisierte
Zone wird durch UNO-Soldaten bewacht, sie ist absolut undurchdringlich.
In Deutschland gab es auch in den schwierigsten Zeiten, zumindest mit Ausnahmegenehmigung,
die Möglichkeit des Überschreitens der Zonengrenze. Hier ist
dies nicht möglich. Lediglich in der Nähe vom Verhandlungsort
Panmunjon gibt es die 'Brücke ohne Wiederkehr', über die sehr
selten Menschen aus Nordkorea abgeschoben werden.
Nach der Rückfahrt nach Seoul haben wir noch Gelegenheit in der
Innenstadt zu bummeln. Ein Postamt ist bald gefunden aber die Meinungen
über das richtige Porto für eine Postkarte nach Deutschland gehen
bei den Postbeamten weit auseinander. Zwischen 350 Won und 480 Won können
wir uns entscheiden! Später erfahren wir, Daß das korrekte Porto
480 Won wäre. Klebt man nur 350 Won auf die Karte, so werden diese
Karten zunächst gesammelt und dann, etwas verzögert, auch per
Luftpost befördert. In den engen Straßen sind sehr viele Fußgänger
unterwegs, trotzdem schlängeln sich immer noch Autos und Motorräder
zwischendurch. Die Motorräder sind die modernen 'Träger': anstelle
des Soziussitzes ist ein Gestell montiert, auf dem Kartons oder
Säcke zu den verschiedenen Geschäften transportiert werden.
Richtige Träger mit der Tragestange quer über die Schultern sieht
man nur noch sehr selten. Hier in diesen Straßen wird alles angeboten,
was man sich nur wünschen kann: Lebensmittel in allen erdenklichen
Formen, bunte Kleidung, Bücher, Koffer, Antiquitäten, natürlich
Ginseng, aber auch moderne Dinge wie CD's etc.
Weil uns nach einiger Zeit Durst plagt suchen wir nach einem Lokal mit
Bier. Die Suche dauert nicht lange und wir kommen in ein kleines aber leeres
Restaurant mit 'normalen' Tischen und Bänken. Es gibt sogar koreanisches
Bier vom Faß und wir trinken jeweils einen halben Liter zum Preis
von 2000 Won (ca. DM 3.-). An der Wand des Lokals hängen Bierfilze,
darunter sogar einige aus Deutschland. Leider klappt die Verständigung
per Englisch nicht sehr gut, aber zwei Mitreisende bekommen die Adresse
des Wirtes und wollen ihm noch einige deutsche Bierdeckel für seine
Kollektion schicken.
Danach suchen wir uns ein Taxi und fahren zum Hotel zurück.
Die Strecke ist etwa 7 km und wir brauchen knapp eine Stunde dafür!
Der Preis ist sehr moderat: 6000 Won (ca. DM 10.-).
Die Autobahnen (Expressways) sind gut ausgebaut und mautpflichtig. Es besteht eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 110 km/h. Trotz starkem Verkehr gibt es nur selten Stauungen, meist nur an Einfahrten. Hier drängen sich die Einfahrenden in den Verkehrsstrom, besonders an Sonntagen ist das festzustellen.
Bei der Fahrt über Land sieht man noch viele niedrige Häuser
im koreanischen Stil mit geschwungenen Dächern. Die neueren Bauten
sind eher gesichtslos meist mit Wellblechdächern. Sie könnten
in irgendeinem Land stehen. Kühe oder Pferde sieht man nurvereinzelt.
Die Bauern pflanzen hauptsächlich Reis und Ginseng an. Der geerntete
Reis ist von sehr hoher Qualität und wird zum größten Teil
exportiert. Weil der im Land verbleibende Reis für die Bevölkerung
nicht ausreicht wird aus dem Ausland billigerer Reis niedrigerer Qualität
importiert... Ginseng ist in Korea sehr beliebt, es gibt alle denkbaren
Formen davon: als Wurzel, als Likör, als
Pulver, Bonbons und vieles andere. Auch in Korea ist Ginseng teuer,
die Wurzeln können erst acht Jahre nach der Anpflanzung geerntet werden
und belegen daher für diese Zeit die Anbaufläche. Während
des Wachstums wird die Ginseng Pflanzung durch Matten vor übermäßiger
Hitze oder Kälte geschützt, man erkennt daran die Felder schnell
beim Vorbeifahren.
Ortswechsel: Pusan, die größte Hafenstadt Südkoreas
ist umgeben von Bergen. Auf einem der Hügel befindet sich der Pusan-Tower,
ein Aussichtsturm mit über 100m Höhe. Das besondere am Pusan-Tower
ist, daß er auf seiner Spitze keine Antennen hat. Die sind auf einem
anderen höheren Berg montiert. Wir fahren innerhalb von Sekunden mit
einem Expresslift zur Aussichtsplattform. Von hier aus sieht man das gesamte
Panorama Pusans. Ein Stadtteil befindet sich auf einer vorgelagerten Insel,
die über mehrere Brücken mit dem Festland verbunden ist.
Nach der Rundumsicht gehen wir zum Fischmarkt. Das ist wirklich eine Sensation:
alles was man im Meer fängt wird hier angeboten. Exotische Fische,
Langusten, Krabben, Seegurken und andere, mir unbekannte, Meeresbewohner
werden von Frauen direkt auf der Straße feilgeboten. Ein fantastisch
farbiges Bild das bei den Fotografen einen Begeisterungssturm auslöst.
Die Gerüche sind nichtbesonders lästig, alles ist ganz frisch
aus dem Meer. Etwas weiter stehen große Hallen, in denen wird an
kleinen Ständen Fisch etc.
roh zum Essen serviert. Man sucht sich den gewünschten Fisch aus
und bekommt ihn zerteilt in kleine Happen (Stäbchen) serviert.
Natürlich bietet man auch uns an dort Platz zu nehmen, aber es
ist nachmittag und wir haben weder Hunger noch Appetit auf rohenFisch,
den die Koreaner sehr gerne mögen.
Unser Hotel befindet sich fast im Zentrum der Stadt so daß wir
mit wenigen Schritten mitten im quirligen Leben sind. Auch hier eineunübersehbare
Reklameflut, dazwischen kleine Esslokale mit offenen Frontseiten, damit
man ins Innere sehen kann. Die Besitzer dieser Lokale kommen sofort heraus
und bitten uns hinein. Hier gibt es so ziemlich alles was man sich zum
Essen wünschen kann, viel Fisch und andere Meerestiere aber auch Schweine-
oder Rindfleisch und vegetarische Gerichte. Wir suchen ein Lokal mit europäischen
Sitzgelegenheiten. Schließlich finden wir mit fünf Personen
noch Platz in einem Pfannkuchenlokal nachdem man einige Gäste umquartiert
hatte. Die Pfannkuchen werden aus einem Teig von gemahlenen Soyabohnen
und Eiern mit einer Füllung nach Wunsch gebacken. Ich nehme eine vegetarische
Gemüsefüllung, die sich als sehr wohlschmeckend herausstellt.
Allerdings gibt es Stäbchen als 'Besteck' und nur die Hilfe des Kochs,
der die Pfannkuchen in Streifen zerschneidet, macht das Essen möglich...
Einer der Mitreisenden bestellt für uns koreanischen Reiswein. Dieser
sieht aus wie Federweißer und schmeckt auch fast so. Der Alkoholgehalt
ist nicht sehr hoch, man sagt ihm aber eine verdauungsfördernde Wirkung
nach.
Anschließend streifen wir noch durch die Geschäftsstraßen.
Es ist inzwischen 22 Uhr und von Ladenschluß ist keine Rede.
Auffällig auch in Pusan: es sind meist junge Leute bis etwa 25
Jahre, die hier flanieren und sich vergnügen. Die jungen Koreanerinnen
und Koreaner sind meist einen Kopf größer als die über
30-Jährigen. Frauen unterstützen dies noch durch die auch bei
uns bekannten hohen Plateau-Sohlen. Die jungen Koreaner sind modern gekleidet,
manche färben sich ihre Haare braun oder blond. Oft sieht man ein
Schild: 'HOF 2F'. Das bedeutet, hier ist ein Bierlokal (von Hofbräuhaus)
im ersten Stock des Hauses. Das koreanische Bier ist etwas schwächer
als das deutsche, ist aber verträglich und läßt sich gut
trinken. Erstaunlicherweise gibt es
Henkelgläser mit einem halben Liter Inhalt.
Von Pusan aus fahren wir mit dem Bus etwa zwei Stunden nach Tongyong,
einer kleinen Hafenstadt an der Südküste. Von dort aus machen
wir mit einem Ausflugsschiff eine dreistündige kleine Kreuzfahrt auf
dem Hallyo-Waterway. Man wähnt sich an der griechischen Küste:
die Kalksteinfelsen zwischen Küste und Meer bilden eine malerische
Kulisse. Mittendrin Fischerboote und auf den Felsen Angler. Weiter führt
unsere Rundreise nach Norden zum Chirisan-Nationalpark. Hier ist es gebirgig,
die höchsten Gipfel sind über 2000 m
hoch. Über die Berge führt ein Pass mit einer gut ausgebauten
Serpentinenstraße, die sehr der des Großglockners ähnelt.
Es sind viele Busse mit Ausflüglern unterwegs; auf den Parkplätzen
stehen nicht selten 30 und mehr Busse. Aber man ist darauf eingerichtet,
neben Schellimbißständen sind auch Toiletten in ausreichender
Anzahl vorhanden.
Am vorletzten Tag, auf der Rückfahrt nach Seoul, besichtigen wir
noch den Tapsa Tempel mit vielen Pagoden, der von einem Einsiedlermönch
errichtet wurde.
Unbedingt zu besuchen ist der Popchusa-Tempel mit der größten
5-stöckigen Holzpagode und der 33 m hohen Buddhastatue aus Bronze.
Sie ist hohl und kann im Inneren über 108 Stufen bis in den Kopf bestiegen
werden.
In Seoul sind wir nochmals für eine Übernachtung im Hotel
Bukak-Park. Da wir spät ankommen sehen wir an diesem Tag nichts mehr
von Seoul.
Nach dem Frühstück fahren wir rechtzeitig zum Flughafen,
da man um diese Zeit die Fahrzeit nicht genau abschätzen kann. Wir
sind dann doch sehr früh angekommen, der Checkin geht sehr schnell
und Frau Hong lädt uns noch zu einem Kaffee in einem der drei Restaurants
des Flughafens ein. Wir bedanken uns bei Frau Hong, die uns sehr geduldig
und nachsichtig während der ganzen Reise durch Korea begleitet hat,
mit einem Geschenk und verabschieden uns gerührt.
Der Duty Free Shop ist nicht allzu ergiebig, neben den üblichen Zigaretten- und Alkohol-Angeboten gibt es Ginseng in jeder erdenklichen Form, das wollte ich aber nicht kaufen. Die anderen Artikel entsprachen weniger unserem Geschmack.
Trotz, oder gerade wegen, des sehr vollen Programms sind wir übereinstimmend der Meinung, dass die Reise wenigstens 3 Tage länger hätte dauern sollen. Dabei haben wir nur etwa die Hälfte der wesentlichen Besichtigungen gemacht. Süd-Korea ist ein landschaftlich sehr reizvolles Land mit vielen Kulturschätzen. Sicher hat auch Nord-Korea sehenswerte Landschaften und Kultur, bis zu der Möglichkeit einer Reise durch beide Koreas wird es aber noch einige Zeit dauern.
Die während der Reise gemachten Fotos und die Videoaufnahmen des mitreisenden Peter Falk erinnern mich immer wieder an die schöne Reise.
Ich kann jedem diese Reise nur empfehlen, und, dass sich der Reisende etwas mehr Zeit für die Sehenswürdigkeiten nehmen sollte.