Das 20. Jahrhundert |
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Die japanische Okkupation |
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Der Koreakrieg |
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Der Neuanfang |
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Kim Dae-Jung, der Vorgänger von Präsident Roh Moo-hyun |
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Der Friedensnobelpreis 2000 an Kim Dae-jung |
Die japanische Okkupation
Die japanische Besetzung ist ein dunkles
uns schmachvolles Kapitel in der koreanischen Geschichte, und auch wenn
sich das Verhältnis zu Japan vor allem in den letzten Jahren unter
den Nachkriegsgenerationen zu entspannen beginnt,
bleibt ein belastetes Verhältnis
und ein unterdrückter Zorn gegenüber Japan, was zuletzt auch
durch die bis heute ausgebliebene, offizielle Entschuldigung Japans für
sein Unrechtsregime in jener Zeit aufrechterhalten wird.
Als Beispiel für ein weiteres Unrecht
seien hier nur die tausende von koreanischen Frauen genannt, die - vom
japanischen Militär verschleppt oder unter Vorspiegelung falscher
Tatsachen außer Landes gelockt - in den von Japan besetzten Gebieten
zur Prostitution in Militärbordellen gezwungen wurdem - und dort unter
der Bezeichnung "Trostfrau" geführt wurden.
Nicht gerade geringer werden die Probleme
durch erneute nationalistische Tendenzen in einem sich in der Wirtschafts-
und Gesellschaftskrise befindenden Japan - vor allem haben die neu aufgelegten
Geschichtsbücher in Japan, in denen die Okkupationszeit in Korea verharmlost
und geschichtlich falsch (also Japan entlastend) dargestellt werden, wieder
für politische Spannungen gesorgt.
Okkupation und die Folgen
Kolonisation - egal wo sie auf der Welt
und in welcher Form auch immer - betrieben wird, hat die Ausbeutung des
okkupierten Landes zur Aufgabe. In den Jahren 1910 bis 1945 war dies in
Korea nicht anders.
Japanische Bauern und Fischer erhielten
koreanisches Land zu günstigem Preis oder umsonst. Reis wurde nach
Japan exportiert, während die Koreaner mit einer sehr großen
Nahrungsmittelknappheit zu kämpfen hatten.
Verarmte und besitzlose koreanische Bauern
mußten das Land verlassen und hatten in der Fremde kein leichtes
Schicksal.
Japan betrieb eine stete Politik der Assimilation
der Koreaner an die japanische Kultur. So wurde in koreanischen Schulen
Japanisch zur Unterrichtssprache erhoben und die Koreaner wurden gezwungen,
japanische Namen anzunehmen. Die Koreanische Sprache wurde unterdrückt.
Bauten der Japaner wurden an Stellen errichtet, wo sie symbolträchtig
koreanische Kulturstätten, die ja meist in Harmonie mit der Umgebung
gebaut waren, absichtlich störten, z.B. in Seoul, dem Sitz der Okkupationsbehörde.
Gleichzeitig wurden Kunstgegenstände
und Nationalschätze gestohlen und nach Japan verbracht, wo sie - leider
bis heute - verblieben.
Aufgrund eines tief verwurzelten Stolzes
und in dem Bewußtsein, daß diese Kolonialisierung wohl nicht
ewig andauern könne, erhielten die Koreaner ihre nationale und kulturelle
Identität.
Dies war nicht leicht, denn die Diskriminierung
im täglichen Leben war ohne Beispiel:
Ein Japaner erhielt für die gleiche
Arbeit doppelt soviel Lohn wie ein Koreaner, und Bankkredite waren für
Koreaner weitaus höher bezinst als für Japaner.
Leitende Verwaltungsposten wurden ausschließlich
von Japanern bekleidet.
Die Polizeiverwaltung und ihre Beamte hatten das Recht, bis zu 12 Wochen Arrest zu verhängen und das Auspeitschen von koreanischen Gefangenen war an der Tagesordnung neben Folter, die vor allem gegen Wiederstandskämpfern angewendet wurden. Die Folge war, daß Abertausende Koreaner ihr Land aus Angst vor Verfolgung verließen. Viele dieser Exilkoreaner siedelten sich in der Mandschurei, in Sibirien, aber auch in Japan selbst an.
Jedoch fügten sich nicht alle Koreaner in ihr Schicksal. Am 1. März 1919 wurde in Seoul im Pagoden- Park von einer Unabhängigkeitskämpfergruppe die Unabhängigkeitsdeklaration verlesen worden, Flaggen wurden gehisst und man marschierte durch die Straßen Seouls. Dabei riefen Sprechchöre: "Lang lebe die koreanische Unabhängigkeit" (Dae-han nongnip manseh). Die "1.März-Bewegung" ging in die Geschichte des Freiheitskampfes Koreas ein, und binnen kurzer Zeit beteiligten sich mehr als 2 Mio. Menschen an insgesamt 1500 abgehaltenen "manseh" - Kundgebungen. Jedoch wurde diese Bewegung durch japanische Polizeikräfte und die Armee niedergeschlagen. Exempel wurden statuiert; ganze Dörfer abgebrannt und auch Kirchen mit Menschen darin angezündet.
Die "Unabhängigkeitsbewegung des 1. März" war der Meilenstein im Kampf Koreas für die Freiheit. Obwohl sie scheiterte, führte sie letztlich zu einer Exilregierung Koreas in Shanghai und auch zu einem bewaffneten Kampf gegen die Okkupatoren Japans in der Mandschurei.
Die Pächter mussten 50 – 80% der Ernte
an den Gutsherrn abliefern und obendrein
verschiedene Steuern und Abgaben entrichten.
Korea war die Reiskammer Japans.
Während der Nahrungsmittelverbrauch
in den Jahren 1931 – 1945 um 45% geringer
war als in der Periode 1916 – 1920, war
im gleichen Zeitraum der Reisexport nach
Japan von 14 auf 45% der Produktion gestiegen
Sicherlich brachte die japanische Okkupation
mit sich, daß ein Jahrhunderte abgeschottetes Land wie Korea eine
bessere Infrastruktur erhielt; auch wurden Brücken z.B. über
den Han-gang gebaut und Schulen errichtet. Man sollte, bevor man dies als
"Leistung" bezeichnet, jedoch bedenken, daß dies nicht zum Vorteil
der Koreaner errichtet wurde, sodern nur dem Zwecke diente, Korea besser
auszubeuten und die Koreaner leichter ihrer eigenen Identität zu berauben.
Das Ende der Fremdherrschaft und die Gründung der Republik Korea
Am 15. August 1945 endete der Alptraum für die Koreaner mit der bedingungslosen Kapitulation Japans vor den alliierten Streitkräften.
Leider war Japan erst bereit zu kapitulieren,
nachdem zwei amerikanische Atombomben Hiroshima und Nagasaki vernichtet
hatten und auf diese Weise das Zeitalter der modernen Massenvernichtungswaffen
begonnen hatte. Viele Unschuldige wurden bei diesen aus heutiger Sicht
verbrecherischen Bombardement, welches ja fast ausschliesslich Zivilisten
traf, getötet, und noch heute leiden Menschen an den Spätfolgen
der Strahlung.
Für Korea jedoch bedeutete die Kapitulation
Japans wiederum das Ende eines 35jährigen Verbrechens der Japaner
an ihrem Volk. Korea wurde nach der Kapitulation Japans befreit und gewann
seine Unabhängigkeit wieder.
Jedoch blieb ein über Jahrzehnte ausgebeutetes
Land zurück: am Ende der Fremdherrschaft waren gerade einmal
8% des Industriekapitals in koreanischem Eigentum, und auf diese Betriebe
entfiel noch 6% des Bruttowerts der industriellen Produktion
In der Landwirtschaft sah es noch schlechter
aus: Etwa 90000 Großgrundbesitzer besaßen mehr als die Hälfte
der Reisanbaugebiete, wohingegen 2,5 Millionen
koreanische Bauern, winzige Betriebe von
etwa 0,5 Hektar bewirtschafteten.
Hinzu kam nun die nach dem Ende des Weltkrieges sich abzeichnende Konfrontation der beiden großen Blöcke: des Westens mit den USA an der Spitze und des Ostens mit der UdSSR (Sowjetunion). Korea erlitt im folgenden als gänzlich am Kriege unschuldiges Land nunmehr annähernd dasselbe Schicksal, daß im "fernen Westen" das Staatsterritorium jenes ehemaligen "Deutsche Reiches" erfuhr: die Aufteilung in verschiedene Interessensphären. Die Sowjetarmee besetzte den nördlichen Teil der koreanischen Halbinsel, während die US-Streitkräfte den südlichen Teil okkupierten.
Am 10. Mai 1945 wurden im südlichen
Teil allgemeine Wahlen abgehalten, und am 15. August wurde die "Taehan
Minguk " oder "Republik Korea" (Südkorea) offiziell gegründet.
Seoul wurde zur Hauptstadt ernannt und Syngman Rhee erster Präsident.
Beinahe Zeitgleich wurde im Norden durch
die Sowjetunion ein kommunistisches System mit Kim Il-Sung als "Führer"
installiert. Der 9. September 1948 ist der Gründungstag der "Choson
Minjujuui Jnmin Kongwhaguk" oder "Demokratische Volksrepublik Korea". Pyongyang
wurde Hauptstadt Nordkoreas.
Der Koreakrieg
Die beiden Staaten standen sich von Anfang an konträr gegenüber, was vor allem auf die unterschiedlichen politischen Systeme zurückzuführen war.
Am 25. Juni 1950 brach der Koreakrieg aus.
Nordkoreanische Truppen drangen über die Trennungslinie der beiden
Teilstaaten in den Süden vor.
Nach anfänglichen Erfolgen der nordkoreanischen
Streitkräfte, die in einer Großoffensive den südlichen
Teil Koreas überrannt, Seoul faktisch dem Erdboden gleichgemacht und
bis nach Pusan vorgedrungen waren, wurden sie von der Armee der Vereinten
Nationen wieder zurückgeschlagen und bis zum Fluss Amnokkang
zurückgedrängt.
Als die Volksrepublik China daraufhin
intervenierte, wurde eine Patt-Situation in der Nähe des 38. Breitengrades
geschaffen. Der Koreakrieg wurde durch eine Waffenstillstandserklärung
am 27. Juli 1953 beendet. Bis heute gibt es keinen Friedensvertrag, sondern
nur diesen Waffenstillstand.
Das Land war in drei Kriegsjahren völlig verwüstet und jede Wirtschaftsstruktur vernichtet worden.
Die schlimmen, humanitären Folgen
des Krieges wirken bis heute nach: Der Bruderkrieg hatte nicht nur die
Teilung verfestigt, sondern auch Familien zerrissen und bleibend getrennt,
denn es gab keinerlei Kontakt zwischen den Verwandten - bis in die jüngste
Geschichte.
Die Lage nach dem Koreakrieg - ein Neuanfang
Das Südkorea nach dem Koreakrieg bis
in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts kann aus heutiger Sicht kaum als
demokratisch bezeichnet werden. Zwar wurde die Gewaltenteilung in der Verfassung
festgelegt und nach außen hin existierte ein gewähltes Parlament,
jedoch zeigt die Geschichte Koreas sich vor allem durch extrem starke Präsidenten
mit beinahe diktatorischer Machtfülle gegenüber einem schwachen
Parlament aus. Die politische Ausrichtung Südkoreas war als "Gegenpol"
zum Kommunistischen Norden zu verstehen und damit ging Hand in Hand die
politische Anlehnung an den Westen (und vor allem an die USA), woraufhin
diese entsprechende Unterstützung in Form von "Schutztruppen", die
in Südkorea stationiert waren bzw. sind, stellten. Eine Demokratie
nach unserer (europäischen) Lesart war die Republik Korea aber in
jenen Tagen damit noch lange nicht, sondern eher ein "Bollwerk" gegen "den"
Kommunismus.
Die als Folge des Koreakrieges erforderliche
Stationierung von US-Truppen (und UN-Beobachtertruppen in der Demilitarisierten
Zone) diente Nordkorea allenthalben als Möglichkeit, wiederum sein
Feindbild von einem durch fremde Truppen "besetzten" Bruderstaat zu pflegen,
um seinerseits entsprechend aufzurüsten - auf Kosten der eigenen,
Hunger und Not leidenden Bevölkerung. Denn die Ressourcen und Möglichkeiten
Nordkoreas wurden vor allem dafür aufgewendet, eine starke Militärstreitmacht
aufzubauen, wohingegen alle anderen wirtschaftlichen Maßnahmen zurück
zu stehen hatten.
Die politische Situation jener Zeit ist
durchaus vergleichbar mit der im damaligen Deutschland, wo sich an der
Nahtstelle zwischen Westen und Osten der "Eiserne Vorhang" nach dem zweiten
Weltkrieg auf die Bühne Europas gesenkt hatte. Anstelle einer Nachkriegszeit
erlebte man in Europa als auch auf der koreanischen Halbinsel einen "kalten
Krieg" - mit dem Unterschied, daß im Laufe der Zeit in Europa Tauwetter
einsetzte, wohingegen bis in die jüngste Zeit in Korea die Temperatur
am "absoluten Nullpunkt" blieb.
Der erste Präsident Südkoreas, Syngman Rhee regierte in der zweiten Hälfte der 50er Jahren weitestgehend autokratisch. Gegen ihn fanden Proteste statt; dann kumulierten die Unruhen in der so genannten ,,Revolution vom 19. April", welche schließlich zum Rücktritt Syngman Rhees führte.
Die 2. Republik mit dem Ministerpräsidenten Chang Myon und Präsident Yun Po-sun etablierte sich nach einer Verfassungsänderung.
Am 16. Mai 1961 übernahm das Militär nach einem Putsch die Regierungsgewalt unter General Park Chung Hee. Er ließ sich zu einem späteren Zeitpunkt zum Präsidenten wählen. Bezeichnend für seine Politik war die rasche wirtschaftliche Entwicklung, die in den 60ern des 20. Jahrhunderts ihren Anfang nahm. Noch heute ist der wirtschaftliche und rasante Aufstieg Koreas, daß sich in knapp 30 Jahren vom Agrarland zur Industrienation westlicher Prägung (bei Beibehaltung eigener, asiatischer Tradition) gewandelt hat, als das "Wunder vom Han-Fluss" bezeichnet (eine semantische Anlehnung an das "Wunder vom Rhein" - dem Aufstieg der deutschen Wirtschaft nach dem 2. Weltkrieg).
1972 wurde unter dem immer noch regierenden
(Militär-)Präsidenten Park erneut die Verfassung geändert,
die 4. Republik wurde proklamiert, mit dem "System der wiederbelebenden
Reformen" (Yushin-System ). Durch diese Verfassungsänderung erhielt
der Präsident beinahe unumschränkte Macht. Die Unzufriedenheit
mit den wirtschaftlichen Gegebenheiten (wenig Rechte für Arbeitnehmer,
Vorteile für die Arbeitgeber), einhergehend mit politischer Unterdrückung
führten zur Ermordung des
Präsidenten Park.
Ministerpräsident Choi Kyu-hah
wurde amtierender Präsident. Doch dieser wirderum wurde nach kurzer
Amtszeit wiederum vom Militär weggeputscht: in einem Staatsstreich
ergriff am 12. Dezember 1979 General Chun Doo-Hwan Macht. Auch dieser ließ
sich später zum Präsidenten wählen. Dies geschah am 27.
August 1980,
Die Demokratiebewegung von Kwangju
Mai 1980 protestierten Studenten gegen
die Amtsführung des Präsidenten Chun. Die Bewegung erhhielt rachen
Zulauf, jedoch kam es zu starken Auseinandersetzungen mit Truppen, die
entsendet worden waren, um die Aufsatände unter Kontrolle zu bringen.
Viele Menschen wurden verletzt und getötet. Durch das brutale Vorgehen
der Militärs wurde eine breite Öffentlichkeit gegen das herrschende
Regime mobilisiert, und als Folge entstand eine Demokratiebewegung, die
eben in jener, heute bekannten "Kwangju Demokratiebewegung" ihre Wurzeln
hatte. Längst waren jedoch nicht nur Studenten in dieser Bewegung
der 80er Jahre organisiert; mittlerweile schlossen sich ganz normale Bürger,
Hausfrauen, Arbeiter und Oppositionelle an.
Eine der Hauptforderungen dieser Bewegung
war, den Präsidenten durch direkte Wahlen vom Volke wählen zu
lassen.
Der Führer der regierenden "Demokratischen
Gerechtigkeitspartei" (DGP), Roh Tae Woo, gab am 29. Juni 1987 die ,,Erklärung
politischer Reformen vom 29. Juni" bekannt. In dieser Erklärung
wurden die direkte Wahl eines Staatspräsidenten vorbereitet.
Jedoch führten politische Probleme innerhalb der Opposition zu deren
Schwächung, und Roh Tae Woo konnte daraus seinen Vorteil ziehen; er
wurde zum
Präsidenten der 6. Republik gewählt.
Vom 17. September bis zum 02. Oktober 1988
fanden in Korea die XXIV.Olympischen Spiele statt. Dieses internationale
Großereignis war außerordentlich erfolgreich und rückte
Korea nach Reportagen über Studentenunruhen und Truppeneinsätzen
mit nunmehr positiven Berichten aus der Welt des Sports in den Blickpunkt
des Weltinteresses. Die Regierungszeit Präsident Roh´s ist zudem
gekennzeichnet durch Maßnahmen, welche die autoritären Züge
der Zentralregierung mildern sollten.
Kim Young-Sam trat am 25. Februar 1993
die Nachfolge von Präsident Roh an, Kim war seit über 30 Jahren
der erste zivile Präsident, d.h. er hatte keine militärische
Vergangenheit.
Kim Dae-jung und die aktuelle politische Entwicklung in Korea
Im Dezember 1997 wurde Kim Dae-jung zum Präsidenten gewählt; ein Oppositionspolitiker, der viel Jahre gegen die Militärmacht gekämpft hatte und auch selbst körperliche Leiden ertragen mußte. Am 25. Februar 1998 erfolgte seine Amtseinfühung. Seine Regierung bezeichnet er symbolträchtig als ,,Regierung des Volkes". Seine Amtsübernahme war der erste friedliche Machtwechsel seit 1945 und Koreas endgültiger Schritt in die Demokratie.
Präsident Kim Dae-Jung ist in der
Welt ein anerkannter und geachteter Politiker, in Fachkreisen wird er aufgrund
seiner Haltung zum nördlichen Bruderstaat, in dessen Mittelpunkt die
Aussöhnung anstelle der Spaltung steht, auch als "Schüler Willy
Brands" bezeichnet.
Ihm traut man am ehesten zu, einen Prozeß
einzuleiten, den der frühere Bundeskanzler Willy Brand in den 70er
Jahren in Deutschland begann - damals gegen erbitterten Widerstand der
christdemokratischen Opposition - und der später als "Ostpolitik
- Wandel durch Annäherung" Erfolg hatte, damit weltbekannt wurde und
heute als Grundstein für die schließlich vollzogene Deutsche
Einheit gilt.
Die politische Haltung Kims trug auch dazu bei, daß er seit 1978 bereits mehrmals für den Friedensnobelpreis nominiert war.
Kims Regierungsantritt gestaltete sich als ungemein schwierig, fiel er doch in eine eine Zeit schwerster wirtschaftlicher Rezession, die ganz Asien erfaßt hatte und als "IWF-Krise" bekannt wurde. Durch konsequente Konsolidierungspolitik - und nicht zuletzt auch dank sinnvoller, wenn auch innenpolitisch kritisierter, da unpopulärer Maßnahmen - konnte Korea schließlich diese Krise überwinden und das Vertrauen der Weltwirtschaft wieder herstellen.
Am 15. Juni 2000 wurde ein neues Kapitel in den Innerkoreanischen Beziehungen aufgeschlagen: durch den Besuch von Kim Dae-jung in Pyongyang und dem Treffen mit Nordkoreas Führer Kim Il-Sung und der von beiden Staatschefs ausgearbeiteten Fünf Punkte Deklatarion besteht die Möglichkeit, daß die beiden koreanischen Teilstaaten auf lange Sicht ihr Mißtrauen überwinden, sich wirtschaftlich, humanitär und politisch näher kommen und die Wahrscheinlichkeit größer wird, daß die letzte geteilte Nation dieser Welt eine friedliche Wiedervereinigung erlangen kann.
Diesem ersten Gipfeltreffen folgten konkrete Maßnahmen im Rahmen einer Annäherung der beiden Teilstaaten auf der koreanischen Halbinsel: mehrere zeitlich begrenzte Zusammenführungen einiger seit nunmehr 50 Jahren getrent lebenden Familien fand statt und auch die noch getrennte Eisenbahnstrecke zwischen Seoul und Pyongyang soll wieder hergestellt werden. Auch wurde im März/April 2001 ein Briefaustausch zwischen Nord- und Südkorea erstmals wieder ermöglicht und Verbindungsbüros beider Seiten in Panmunjom eingerichtet.
Am 13. Oktober 2000 gab das Nobelpreiskomitee bekannt, daß Präsident Kim Dae-jung den Friedensnobelpreis 2000 erhalten habe.
Das norwegische Nobelkomitee begründete in Oslo die Vergabe an den 75-jährigen Staatsmann mit dessen Arbeit für Demokratie und Menschenrechrte in Südkorea und Ostasien insgesamt.
Der Vorsitzende des Nobelkomitees, Gunnar
Berge, verglich die Vergabe an Kim Dae-Jung mit dem Friedensnobelpreis
1971 für den damaligen Bundeskanzler Willy Brand: "Beide haben Entscheidendes
für den Abbau von Folgen des Kalten Krieges geleistet". Brandt war
1971 für seine Versöhnungspolitik gegenüber den Ländern
Osteuropas ausgezeichnet worden. Zu Kims Würdigung erklärte das
Komitee in Oslo:
"Sein Besuch in Nordkorea gab den Anstoß
zu einem Prozeß, mit dem die Spannungen zwischen den beiden Ländern
vermindert werden. Nun gibt es Hoffnung, daß der Kalte Krieg auch
in Korea beendet werden kann".
Kim Dae Jung war seit 1978 als Menschenrechtler jedes Jahr offiziell für den Friedensnobelpreis nominiert worden. Er war dabei in der Opposition gegen die autoritäre Regierungsform seines Landes aktiv, wurde wegen angeblicher Umsturzpläne 1980 zum Tode verurteilt und mußte mehrere Jahre ins Exil.
Seit er 1997 als vom Volk frei gewählter Präsident Südkoreas vereidigt wurde, hat er mit seiner "Sonnenscheinpolitik" versucht, mehr als 50 Jahre Krieg und Feindseligkeit zwischen den beiden koreanischen Teilstaaten zu überwinden. Diese Aussöhnungspolitik hat bereits in wenigen Monaten dramatische Veränderungen auf der Halbinsel bewirkt: seit dem historischen Gipfeltreffen mit Kim Jong Il, dem Machthaber Nordkoreas, schweigt die Propagandamaschinerie des Nordens, und auch propagandistische Radiostationen aus dem Süden wurden abgeschaltet. Die Verteidigungsminister beider Teilstaaten haben vertrauensbildende Maßnahmen beschlossen. Ein erster Besuchsaustausch getrennt lebender Familien wurde durchgeführt, der zweite bereits fest geplant. Auch soll bald ein Postverkehr eingerichtet werden. Verbindungsbüros wurden an der Demarkationslinie der beiden koreanischen Teilstaaten am 38. Breitengrad aufgebaut und auch die bislang getrennte Eisenbahnverbindung soll innerhalb des nächsten Jahres wieder hergestellt werden. Umfangreiche Minenräumarbeiten werden in Angriff genommen. Eine erfolgreiche Zwischenbilanz für eine relativ kurze Politik der Aussöhnung, welche Konfrontation und Feinddenken überwinden soll. Ganz in diesem Sinne zogen dann auch die beiden koreanischen Olympiamannschaften in Sydney bei der Eröffnung gemeinsam unter der Flagge der koreanischen Halbinsel und zu den Klängen des im Norden wie im Süden beliebten wie bekannten Volksliedes "Arirang" ins Stadion unter großem Beifall aller 110000 Zuschauer ein.
Innenpolitisch stand Präsident Kim Dae Jung vor einer fast bankrotten Wirtschaft. Die IWF/Asienkrise hatte 1997 auch Südkorea voll erfaßt. Er - und natürlich das koreanische Volk - schafften es jedoch gemeinsam, die Krise in enorm kurzer Zeit - auch unter Aufbringung großer Opfer - zu meistern.
Bis zum 24.2.2003 war Kim Dae-Jung Präsident der Republik Korea.
Da das Amt des Präsidenten nur auf 5 Jahre vergeben wird und eine
Neuwahl nicht vorgesehen ist wurde sein Nachfolger Roh Moo-hyun.
Kurzbiografie:
Das Leben des Friedensnobelpreisträgers
ist geprägt vom Kampf gegen Unfreiheit und Repressalien. Der 1925
auf der Insel Ha Enido geborene Landwirtssohn besuchte bis 1943 eine Handelsschule
und arbeitete dann in einem Schifffahrtsunternehmen.
1961 errang er einen Platz in der Nationalversammlung.
Vier Tage später kam der Putsch von
Militärdiktator Park Chun Hee, der das Parlamentsgebäude schloß.
Damit begannen 26 Jahre Militärherrschaft - der Kampf vieler Koreaner
gegen die politische Unfreiheit - und für Kim ein Leben als Dissident.
Er setzte sich für Reformen und Demokratie ein, und erreichte 1971
bereits 45 Prozent der Stimmen bei seiner ersten Präsidentenkandidatur.
Jedoch wurde er immer wieder gefangen genommen und gefoltert. In seinem
Leben hat Präsident Kim vier politisch motivierte Mordversuche und
ein Todesurteil überlebt.
In der Mittelschicht des Landes galt er
früher als Linker, und auch die "Elite" mißtraute ihm. Beim
"kleinen Mann" jedoch war Kim populär. Nach der Ermordung Park Chun
Hees in 1979 kam mit Chun Doo Hwan erneut ein General an die Macht. Bei
den folgenden Massenprotesten wurde Kim verhaftet und wegen angeblicher
Umsturzpläne zum Tode verurteil. Als westliche Staaten intervenierten,
mußte er ins Exil in die USA. Bis 1985 blieb er dort, ging dann aber
wieder zurück nach Südkorea. Er gehöre dorthin, wo der Kampf
für Demokratie geführt werden müsse, meinte er in Interviews.
Hausarrest und Repressalien folgten.
1987, zu den ersten freien Wahlen, erhielt
er seine politischen Rechte wieder. Nach einer Wahlniederlage gegen General
Roh Tae Woo und 1992 gegen Kim Young Sam erklärte er seinen Rückzug
aus der Politik.
Doch zwei Jahre nach seinem Rückzug
feierte er ein Comeback - "aus Enttäuschung gegen die Regierung" hatte
er sich zurück gemeldet. Politisch gemäßigt und auch den
Konservativen gegenüber offener begann ein neues Kapitel im Kampf
um die Macht. 1997 wurde er zum Präsident Südkoreas gewählt,
mitten in einer der schwierigsten Wirtschaftskrisen Südkoreas. Die
Krise wurde überwunden, ein neues Sozialversicherungssystem etabliert
und die Verflechtung von Wirtschaft und Politik bekämpft.
Auch im Verhältnis zu Nordkorea wurde
die Versöhnung unter dem Titel "Sonnenscheinpolitik" angestrebt. Fernziel
bleibe nach Kims Aussage die Wiedervereinigung der Teilstaaten, wie nach
dem deutschen Vorbild; eine Aufgabe, die er jedoch bei einem seiner Nachfolger
sieht. Seine Aufgabe sei es, den Kalten Krieg zu überwinden.
Präsident Kim Dae-Jungs politisches Lebenswerk: die Sonnenscheinpolitik und sein Engagement für die Menschenrechte wurde jetzt im Jahr 2000 vom Nobelpreiskomuitee ausgezeichnet.
(c) thomas schneider
Quellen: Tageszeitungen
und Internet-News Okt/Nov 2000
aktualisiert 2/2003