Musik und Tanz
Koreainfo

Es gibt kein anderes Volk in Asien, das der Musik eine solch große Liebe entgegenbringt wie das koreanische. Im Gegensatz zu den Chinesen, die der europäischen Musik eher distanziert gegenüberstehen. lieben und schätzen die Koreaner die westliche Musik.
(Ernst Oppert. ,,Ein verschlossenes Land- Reisen nach Corea", 1880)
 
 

Traditionelle Musik
Musikinstrumente
Tanz

 
 
 


Traditionelle Musik

Die traditionelle koreanische Musik, die sich über einen Zeitraum von Jahrhunderten entwickelte, zeichnet sich durch einige besondere Merkmale aus. Sie hat trotz der Einflüsse von benachbarten Staaten bestimmte Eigenheiten, die einzigartig sind. Bei der koreanischen Musik können einige Töne drei Sekunden lang gehalten werden. Ein solch langsames Tempo vermittelt Ruhe und gibt der Musik einen meditativen Charakter. Das Tempo der koreanischen Musik wird bestimmt durch die Atmung des Spielers, d.h. jeder Ton wird im Rhythmus des Ein- und Ausatmens geschlagen. Das unterscheidet koreanische Musik grundsätzlich von westlicher Musik, deren Tempo sich nach einem steten Rhythmus, wie dem Herzschlag richtet. Demzufolge vermittelt westliche Musik im "Herzschlagtempo" den Eindruck von Aktivität und Progressivität während die koreanische Musik ruhig, gesetzt und kontemplativ wirkt.

Der Klang der koreanischen Musik ist warm und sanft. Die Klangfarbe ist so fein, dass in einer Tonkombination niemals eine Dissonanz entstehen kann.
Die einzelnen Töne der koreanischen Musik klingen deshalb so sanft, weil bei der Herstellung koreanischer Instrumente auf Metall verzichtet wird. Anstelle dessen wird Holz verarbeitet. Daraus resultiert eine völlig andere Klangcharakteristik als bei den Blasinstrumenten des Westens, bei denen in der Fertigung Metall verwendet wird.

Bei den Streichinstrumenten wird z.B. als Saitenmaterial in Korea Seide, im Westen oft auch Metall genommen. Ganz allgemein bevorzugen die Koreaner bei traditionellen Musikinstrumenten die in der Umwelt vorkommenden Materialien.

Ein weiteres Charakteristikum der koreanischen Musik ist ihre Spontaneität.
So werden in der Musik auf Grund einer dem koreanischen Wesen entspringenden Emotionalität fast ekstatische Zustände möglich, wie beispielsweise bei früheren schamanistischen Ritualen, deren Ekstase bis zur Selbstentäußerung führte.
Damit werden die Grenzen der formalen musikalischen Elemente weit überschreiten.

Ein weiteres Merkmal der koreanischen Musik ist, daß sie ihren Interpreten große kreative Freiheiten läßt. So kann es vorkommen, dass ein Künstler das gleiche Stück je nach Zeit und Ort so verschieden darbietet, dass es einmal zehn Minuten, ein anderes Mal fast eine halbe Stunde dauern kann. Ein festgefügtes Gerüst aus Metrik und Rhythmus besteht somit nicht.

Eine andere Besonderheit ist auch die Tatsache, dass die einzelnen Musikstücke miteinander verbunden werden. Wenn man mit der Musik nicht vertraut ist kann man nie genau wissen, welches Stück gerade gespielt wird. Erklärt wird das Fehlen einer Pause zwischen den einzelnen Musikstücken damit, dass die Koreaner nach außen hin zwar sanft erscheinen, innerlich aber sehr angespannt und beharrlich sein können.
In Suiten haben die ersten Stücke meistens ein langsames Tempo, das sich dann steigert. Das zunehmende Tempo führt letztlich in eine Art Ekstase, die über die Grenzen des ,,ich" hinausgeht - ein Phänomen, das auch wie bereits beschrieben typisch für den koreanischen Schamanismus ist.

Um die koreanische Musik wirklich zu verstehen, kann man letztlich nicht umhin, die Begriffe von ,,Yin" und ,,Yang", also die Harmonie, sowie die fünf Elemente der rituellen Musik zu berücksichtigen. Man kann die traditionelle koreanische Musik nicht nur durch das reine Zuhören verstehen, man muss auch die ihr zugrunde liegende Philosophie kennen.

Grob gesehen wird die traditionelle koreanische Musik in ,,Chongak" und ,,Minsogak" eingeteilt. ,,Chongak" entspricht in etwa der klassischen Musik im Westen, während ,,Minsogak" ihre Entsprechung in der westlichen Volksmusik hat.
 

Traditionelle koreanische Musikinstrumente
Über Koreas Musik und Tanz:

"Das vermutlich reichste Vermächtnis, das Korea in kultureller Hinsicht hinterlassen hat, gibt es in Musik und beim Tanz.
Der Tanz ist eigentlich ein wesentlicher Bestandteil vieler koreanischer Musikdarbietungen.
Für ein westlich geschultes Ohr, das an eine Tonleiter von acht Tönen gewöhnt ist, klingt die koreanische Musik mit nur fünf verschiedenen Tönen vielleicht ein wenig "verstimmt".  Dieser  nur scheinbare Mangel  an Harmonie wird aber wieder wettgemacht durch aufregende Wechsel in Rhythmus und  Takt, durch plötzliche Pausen und subtile Untertöne."



Zitat aus dem Buch: "Korea - Geschichte und Kultur", KOIS,1996
 

45 der 60 bekannten, traditionellen Musikinstrumente werden auch heute noch gespielt.
im Nachfolgenden werden die bekanntesten Instrumente beschrieben.
Changgo
Eine Trommel, die in ihrer Form einer liegenden Sanduhr ähnelt und daher auch als so genannte  "Uhrglastrommel" oder "Stundenglastrommel" bezeichnet wird. Gespielt wird das Changgo, in dem man mit Stöcken sitzend oder mt umgehängter Trommel auf die mit Fell bespannten Enden schlägt. Anwendung findet das Changgo bei Sanmulnori, dem Bauerntanz und der Volksmusik Koreas und als ein sehr vielseitiges Percussioninstrument in dynamischen Aufführungen mit mehreren, parallel gespielten Changos
Daegum
Ein Blasinstrument, welches  aus einem Bambusstamm gefertigt wird. Bereits aus der Shilla-Zeit sind diese Blasinstrumente, damals unter dem Namen Chongak Taegum bekannt. Heute als begleitendes Kammermusikinstrument verwendet, auch als sanjo Taegum. Die klassische Chongak Taegum und die sanjo Taegum unterscheiden sich in Größe und Tonhöhe (das sanjo Taegum ist kürzer)
Haegum
Ursprünglich aus China stammendes Instrument, das eine zweisaitige Fiedel darstellt.
Verwendung findet das Haegum einerseits in der zeremonialen Hofmusik (Chongak) sowie auch als Soloinstrument mit Trommelbegleitung (sanjo).
Der Bogen wird zwischen die Saiten eingehängt
Jing
Großer Gong der, aufgehängt an einem speziellen Gestell, angeschlagen einen kräftigen, klaren Ton von sich gibt im Gegensatz zum kleinen, hörer und noch blecherner klingenden Kkwenggwari (siehe unten)
Kayakum
12saitiges, wegen der typischen Form auch als Wölbbrettzither bezeichnetes Instrument. Gesichert nachgewiesen ab dem 6. Jahrhundert.
Alle 12 Saiten wurden über bewegliche Stege geführt.
Das Kayakum wird oft auch solo mit Trommelbegleitung gespielt (Kayakum sanjo)
Kkwenggwari
Ein kleiner Handgong, der vorrangig bei Sanmulnori eingesetzt wird. Ähnlich dem Jing (großen Gong) in Ausführung, jedoch höher im Klang.
Komungo
6saitiges Instrument, das mit Plektrum gespielt wird.
Das Komungo dient als klassisches Kammermusikinstrument, oder zur Begleitung für lyrische Lieder
Piri
Eine aus China etwa im 14.Jhd. eingeführte Oboe, die mit acht Grifflöchern versehen ist. Hauptsächlich in der Bauern- und Volksmusik (Minsogak) verwendetes Blasinstrument
Pyonjong
In zwei Reihen befinden sich bei diesem Instrument jeweils acht unterschiedlich dicke, aber in der äußeren Form und Größe gleichartige Bronze-Glocken, die mit einem Schlagstock angeschlagen werden. Anwendung fand dieses Instrument bei der traditionellen Hofmusik bereits während der Choson-Zeit
Soribuk
Runde Trommel, die meist auch bei volkstümlichen Tänzen und bei der beliebten Sanmulnori-Musik gespielt wird.
Weitere traditionelle koreanische Musikinstrumente sind:

Chwago
Flacher Metallgong, den man anschlägt. Man findet dieses Instrument überall in Südost-Asien. Größere Exemplare dieser Art von Gong, die in der Mitte eine Aufwölbung enthalten (Buckel) sind aufgehängt. Einfachere Formen und Ausführungen, d.h. ohne Mittenwölbung sind bereits im sechsten nachchristlichen Jahrhundert in China nachgewiesen

Saenghwang
Uraltes Instrument aus China mit langer Tradition. Gespielt wird die "Mundorgel" in der Art, daß man in eine Windkammer Luft bläst und somit die frei schwebenden Zungen in den Pfeifen zum Schwingen bringt, je nachdem, welches Griffloch man gerade abdeckt oder freiläßt

Taepyongso
Aus China stammende Oboe konischer Form mit acht Grifflöchern. In der zweiten Hälfte des 14. Jhd. in Korea eingeführt

Wolgum
Ein Lauteninstrument mit einem flachen Holzkörper und Saiten, die aus Seide gefertigt sind. Äußere Ähnlichkeiten  zum Banjo oder Balalaika bestehen, wobei jedoch der Hals des Wolgum im Verhältnis zum Klangkörper sehr lang ist




Tanz

In früheren Zeiten wurden Tänze nur bei religiösen Zeremonien aufgeführt, sie hatten also einen eher rituellen Charakter. Erst später tanzte man zur Unterhaltung. Es gibt sechs verschiedene traditionelle Tänze in Korea: schamanistische, buddhistische und konfuzianistische Tänze sowie Hof-, Volks- und Maskentänze. Unter dem starkem Einfluss von "Schamanismus", "Konfuzianismus" und "Buddhismus" entwickelte sich der Tanz in Korea zu einer künstlerischen Form, die bis heute erhalten geblieben ist.
Der Tanz als Kunstform hat seinen Ursprung in den Riten, die himmlischen Wesen dargebracht wurden. Er wurde aber auch von Volkstänzen beeinflusst, die eng mit dem täglichen Leben verbunden waren. Zum Beispiel tanzte man auf dem Lande in Gruppen in spontaner Improvisation, ohne eine genaue Schrittfolge oder Choreographie zu beachten. Ein besonderes Merkmal des koreanischen Tanzes ist, dass er in abgerundeten Bewegungen getanzt wird; kantige Bewegungen kommen kaum vor, Es gibt sechs Besonderheiten, die den koreanischen Tanz vom westlichen unterscheiden:
Darüber hinaus gibt es beim traditionellen Tanz in Korea keinen Gesellschaftstanz oder Partnertanz, wie es im Westen der Fall ist.

Wesensmerkmale und Unterschiede zum westlichen Tanz
1 Anders als westliche Tänzer konzentrieren sich koreanische Tänzer auf den ganzen Körper, sie bewegen auch ihre Schultern und Arme
2 Man legt großen Wert auf natürliche Bewegungen; ein koreanischer Tänzer ist immer bestrebt, Gegebenheiten aus der Natur darzustellen
3 Koreanische Tänzer konzentrieren sich bei ihren Bewegungen vor allem auf den Oberkörper und bewegen sich im Rhythmus der Atmung, während sich westliche Tänzer in ihrem Tempo nach einem festen Rhythmus (ähnlich dem Herzschlag) richten
4 Alle Bewegungen gehen harmonisch ineinander über, und bilden einen Fluss an Bewegung, der in der Gesamtheit einen einzige Bewegung darstellen kann. Tänzer im Westen wirken mit aneinandergereihten, festen Schrittfolgen auf Koreaner eher "zackig" (vgl. Tango). Darüber hinaus tanzt man im Westen oftmals auch an Akrobatik grenzende Schrittfolgen. Dies ist im koreanischen traditionellen Tanz wenig bekannt (obwohl es beim Sanmulnori auch, dort jedoch SPONTANE akrobatische Einlagen gibt)
5 Koreanische Tänzer richten sich nicht so sehr nach vorgegebenen Regeln. Ihr Geschick liegt darin, im Tanz so zu erscheinen, als gäbe es gar keine Technik. Sie wollen frei und spontan ihre Gefühle zum Ausdruck bringen. Wenn ein Tänzer einmal eine Pause macht hält er seinen Atem an und verharrt in seinen Bewegungen in statischem Gleichgewicht. In einem solchen Augenblick wird das Anhalten der Atmung Teil seiner Bewegung.
Im weitesten Sinne des Wortes sucht der koreanische Tänzer nach Harmonie, er will "inmitten der Bewegung Ruhe zum Ausdruck bringen". In ständigem Kontakt mit seiner Umgebung drückt er in einem Moment kraftvolle Dynamik aus und nimmt sich im nächsten Moment wieder ganz zurück, d.h. er hält auf dem Höhepunkt seiner Bewegungen inne und sucht Entspannung in der Ruhe
6 Der koreanische Tanz ist eng mit folkloristischen Darbietungen verbunden. Es sind vor allem die Bauern mit ihren Schlagwerkzeugen, die den dynamischen Optimismus der Koreaner zum Ausdruck bringen

traditioneller "Mönchstanz"



  zum Anfang der Seite