Koreareise 2000 |
Gruppenreise durch Korea mit dem Deutsch-Koreanischen Freundeskreis Mainz im Herbst 2000
Thomas Schneider, Freiburg
Reiseerfahrungen aus dem "Land der Morgenstille"
vom 30.09.2000 bis zum 12.10.2000 reiste eine 20köpfige Reisegruppe unter Leitung von Ludwig Straus-Kim vom Deutsch-Koreanischen Freundeskreis Mainz und der deutschsprachigen, koreanischen Reiseführerin Sonja Hong kreuz und quer durch Südkorea.
Im folgenden sei eine kleine Nachlese mit Reiseeindrücken wiedergegeben:
Viele Faktoren...
Zunächst einmal sei festgestellt:
die Reise war sehr schön. Und das ist mehreren Faktoren zu verdanken:
Zunächst einmal war uns der Wettergott wohlgesonnen, obwohl er uns
zweimal demonstriert hat, dass es auch im Land der Morgenfrische sehr feucht
werden kann. Dann die Reiseleitung, die sich im Team von Ludwig und Sonja
Hong gut ergänzte. Und zuletzt der Busfahrer, der immer sehr souverän
unseren kleinen, 30sitzigen Bus sowohl durch das Getümmel der Städte
mit dem zäh fließenden Verkehr als auch über Paßstraßen
gleichermaßen geschickt zu lenken wußte, wenn er dabei auch
nicht immer ganz den Wünschen unseres Korea-Reiseerfahrenen Ludwig
entsprechen wollte, der nebst den Autobahnen in noch viel stärkerem
Maße lieber die landschaftlich reizvollen Landstraßen befahren
hätte.
Von Bäumen zum Ausreißen
So eine Reise stresst doch auch sehr,
und vor allem die älteren Reiseteilnehmer hatten verständlicherweise
gelegentliche Konditionsschwächen. Doch auch hier konnte "unser" Ludwig
mal wieder mit einem fernöstlichen "Geheimtrunk" die müden Reisenden
fit machen: kurzer Halt an der Apotheke, den "Insam" (Ginseng)-Trunk zu
sich genommen und schon nach kurzem riefen unsere reiferen Jahrgänge:
"wo sind die Bäume" - zum ausreißen ! Ludwig sei Dank.
Zeit - das knappe Gut
Leider war aber die Zeit - wie immer bei
interessanten Reisen - viel zu kurz. Aus diesem Grunde mußten auch
einige der angekündigten Attraktionen und Zwischenstopps leider ausfallen,
so z.B. der Besuch des kleinen Fischerdorfes bei Masan, das Ludwig fest
eingeplant hatte aber aufgrund der langen Fahrstrecken dann doch zugunsten
einer noch halbwegs akzeptablen Ankunftszeit an der nächsten
Hoteletappe ausfallen mußte.
Kreuz und Quer durch Korea
Wir fuhren nach einem zweitägigen
Seoul-Aufenthalt mit ausführlichem Besichtigungsprogramm der Stadt
und einem weiteren Tagesausflug in die Kyonggi-Provinz, die bekannt ist
für ihre wunderbaren Seladon-Keramiken, welche direkt ab Manufaktur
sehr preisgünstig verkauft werden, in östlicher Richtung in das
Sorak-Gebirge. Dort konnten wir es uns in einem wirklich großzügig
bemessenen und bestens mit Supermarkt, Apotheke, Souvenirshop, Karaoke-Kabinen
und Restaurant ausgestatteten Appartmentkomplex gut gehen lassen. Müde
wir wir abends waren, konnte man leider die interessante Möglichkeit
des Sauna- und Schwimmbadbesuches in der Nähe nicht mehr nutzen. Denn
die Eindrücke der beiden Tage im Sorak waren einfach zu mannigfaltig:
der Nak-sa (Tempel) mit der buddhistischen Göttin der Gnade, die Auffahrt
mit der steilen Seilbahn auf über 1000m, die Bergwelt, die - oben
auf dem Gipfel leider in Wolken gehüllt - vom Tal aus immer noch sehr
imposant und gewaltig wirkte, die schöne Laubfärbung, das Fischerdörfchen
Sokch´o mit dem malerischen Fischmarkt, das Ostmeer in seiner ganzen
Pracht.
Viele Fotos und viele Meter Videoband wurden
investiert, die Eindrücke festzuhalten, jedoch kann der beste Film
weder die echte Kulisse noch den Duft der Landschaft am Meer wiedergeben.
Man muss dort gewesen sein, um die volle Schönheit zu erfassen.
Weiter ging es an der Ostküste entlang
in einer Mammutetappe bis hinunter nach Andong, das wir aber unbesichtigt
hinter uns ließen, denn in Hahoe fand gleichzeitig das Maskenfestival
mit interessanten Aufführungen statt, die traditionell das Leben in
früherer Zeit und die Gesellschaft damals mit bitterböser Ironie
alljährlich auf´s Korn nehmen. Malerisch in der Nachmittagssonne
lag das das Dorf Hahoe selbst, mit den reisstrohgedeckten Hütten,
man glaubte gelegentlich, die Zeit stehe still. Man hat viel zu wenig Zeit.
Man möchte bleiben und verweilen. Doch die Uhr läuft, und der
Fahrer drängt, denn ein langer Weg führte uns noch nach Kyongju,
das wir dann am späten Abend erschöpft, aber voller guter Tageseindrücke
erreichten.
In Kyongju selbst standen am nächsten
Tag der Besuch des Sokkuram-Grottenschreins und des Pulguk-Tempel auf dem
Programm, beides Weltkulturerbe der Unesco und allein wegen ihrer künstlerischen
Gestaltung und geomantischen Einbettung in die Landschaft sehr sehenswerte
Ziele der Reise. Als dann der Regen kam, begaben wir uns in das Nationalmuseum
und verweilten dort angesichts immenser Kunstschäze aus alter Zeit
für eine geraume Zeit.
Der nächste, glücklicherweise sonnige Tag führte uns nach Pusan, der größten Hafenstadt Koreas ganz im Süden gelegen. Dort hatten wir drei Stunden freie Zeit. Die einen begaben sich auf Nahrungssuche, ich hingegen ließ mich in der Altstadt ganz alleine treiben und verbrachte eine interessante Zeit. Der Treffpunkt der Gruppe nach der freien Zeit war markant und leicht zu finden: Pusan-Tower, von dessen Spitze wir die wunderbare Skyline der Stadt genießen konnten. Danach fuhren wir nach Ch´angwon, einer modernen Stadt mit großzügigen Straßen und sehr modernen Gebäuden, die eine vielzahl interessanter architektonischer Details bieten. Doch blieben wir dort nur eine Nacht - denn gleich tags darauf ging es weiter zum letzten großen, kulturellen Höhepunkt der Reise: dem Haein-Tempel mit der Tripitaka Koreana. Über 80000 hölzerne Druckplatten mit weit über 50 Millionen handgeschnitzter chinesischer Schriftzeichen enthalten das gesamte buddhistische Schrifttum; sämtliche, Buddha selbst zugeschriebene Aussagen sind in Sutren dort im wahrsten Sinne des Wortes verewigt. Ein weiteres UNESCO-Weltkulturerbe, denn die Druckstöcke lagern in zwei Holzgebäuden, die ein einmaliges, natürliches Ventilationssystem beinhalten. Insgesamt sieben Brände hat die Tripitaka Koreana überstanden, viele Kriegswirren dazu, auch die dunkle Zeit der japanischen Okkupation - nicht zuletzt den koreanischen Bruderkrieg zu Beginn der 50er Jahre. Ein wahrhaft heiliger Ort, landschaftlich etwas abseits gelegen und sehr malerisch. Und eine wahrhaft schöne Abrundung der Reiseeindrücke, die uns an diesem letzten Tag der Rundreise wieder in die quirlige, weltoffene Metropole Seoul führte, wo man uns auf der Insel Yoido, dem "Manhatten" Seouls, bei Radio Korea International einen freundlichen Empfang mit einer Einladung zum Mittagessen bot. Mit den Hörern von RKI in der Reisegruppe und einigen ausgewählten Gästen wurde ein insgesamt 19-minütiges Interview aufgenommen, in dem die Erlebnisse und Erfahrungen zur gerade unternommenen Reise geschildert wurden.
Abschied nehmen - aber gerne wiederkommen
Der nächste, letzte Tag stand für
fünf Reiseteilnehmer ganz im Zeichen des Abschieds von Korea und Seoul,
wohingegen der andere Teil noch einige Tage in Korea selbst bzw. auch auf
der Insel Cheju anhängte.
Für mich ging diese Reise, die meine zweite nach Korea war, an jenem Tag leider auch zu Ende, aber ich habe mir vorgenommen, bald Korea wieder zu besuchen. Korea ist sicher zu jeder Jahreszeit die lange Reise wert.
Ich glaube, im Namen aller in der Gruppe zu sprechen, wenn ich Ludwig Straus-Kim und Sonja Hong für deren gute Team-Reiseleitung ein dickes Lob und "mani komapsumnida" ausspreche.
© Thomas Schneider,
10/2000
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