Koreareise 2001 |
Korea
- Individuell
Persönlicher Bericht
einer Reise vom 28. April bis 13. Mai 2001
Thomas Schneider, Freiburg
Während einer zweiwöchigen Tour durch das Land und einem Aufenthalt in Seoul habe ich – trotz der kurzen Zeit, die mir zur Verfügung stand – ein umfassenderes Bild von Korea erfahren können als man es im Rahmen einer Gruppenreise erleben kann. Diese Erfahrungen werden im nachfolgenden Bericht wiedergegeben.
Auch meinen Mitreisenden, Andreas Niederdeppe,
der ebenso wie ich ein Koreafreund ist, möchte ich hier nochmals ausdrücklich
erwähnen und herzlich grüßen. Seine Koreanischkenntnisse
haben uns beiden in manchen Situationen gut geholfen.
Korea – die Dritte
Nach zwei Gruppenreisen in Korea wuchs
bei mir der Wunsch, das Land der Morgenstille auch einmal ohne eine Reisegruppe,
also individuell, zu besuchen. Mit den Gruppen hatte ich das Land ja bereits
kennengelernt und nun ergab es sich zufällig beim Besuch einer Veranstaltung
über Korea, daß ein Bekannter, den ich dort traf auch eine Individualtour
durch Korea plante. So taten Andreas und ich uns zusammen und bestritten
den Teil der Reise, der uns per Bus und Bahn durch das Land führte,
gemeinsam.
Vorbereitung und erste Hürden
Für die Zusammenstellung der Route
begann ich, umfangreiche Recherchen im Internet zu betreiben. Hier zeigte
sich sehr rasch, daß es relativ viele Informationen zu Korea gibt
– meist jedoch zerstreut und in englischer Sprache. Teilweise deutsches
Material, wie z.B. einen sehr kompakten, praktischen Reiseführer konnte
ich gratis über die „Korean National Tourist Information“ (KNTO) in
Frankfurt beziehen. Ein neues Hindernis bei der Informationsbeschaffung
stellt das aktuelle Transkriptionssystem den Reisenden vor manche Hürde.
Nicht jeder weiß, daß Pomosa (alte Transkription) und Beomeosa
(neue Transkription) ein und die gleiche Tempelanlage beschreibt !
Zeit ? - Zeit !
Die Zeitplanung ist ein Problem. Als Ortsfremder ohne Sprach- bzw. Schriftkenntnis sollte man immer genug Zeit vor Ort einkalkulieren. Aufgrund meiner Urlaubsplanung konnte ich für die Koreareise anstelle ursprünglich geplanter 23 Tage letztlich nicht mehr als zwei Wochen erübrigen. Die Liste mit Interessantem, die mein Bekannter und ich dann erstellte, hätte ausgereicht, einen Fünfwochen-Urlaub zu gestalten, und man hätte noch vieles nicht gesehen, was auf der Liste stand. Wir bewiesen „Mut zur Lücke“ und nach Streichung einiger Punkte und Hereinnahme neuer kamen wir letztlich auf ein Besuchspensum, mit dem wir beide leben konnten: die erste Woche sollte es durch das Land gehen; hinunter nach Pusan mit der Bahn, dann mit dem Bus nach Namhae-do und weiter nach einem Aufenthalt dort in Richtung Namwon, wo wir auf die Gruppe eines koreanischen Aktivreise-Veranstalters treffen wollten, den uns eine mir gut bekannte deutschsprachige Reiseleiterin in Seoul vermittelt hatte. Mit dieser Gruppe sollten wir dann zwei Tage später nach Seoul fahren und jeder dann für sich – gelegentliche gemeinsame Aktivitäten nicht ausschließend – die Zeit nach individuellen Interessen gestalten.
Wenn man in Korea alleine unterwegs ist,
kann man sich beim umfangreich von der KNTO zur Verfügung gestellten
Kartenmaterial kaum in Korea verirren. Man findet alle Orte und Plätze
– muß jedoch wie eingangs erwähnt genügend Zeit hinzurechnen,
die man benötigt, um sich nach dem Weg zu erkundigen.
Verirren kann man sich am ehesten schon
in Seoul z.B. wenige Meter vom kleinen Yogwan (=koreanische Hotelpension)
entfernt, wenn man in eine falsche Gasse abbiegt und im Gewirr kleinster
Gassen und Gäßchen quasi verloren zu gehen scheint. Jedoch finden
sich immer rasch hilfsbereite Koreaner, die dann den Weg nicht nur in englisch
oder auch wortreich koreanisch mit Unterstützung aller zur Verfügung
stehenden Hände plastisch darstellen, sondern sogar ein Stück
mitgehen.
You are Welcome
Zwei Fälle in Seoul möchte ich
hier beschreiben – sie stehen stellvertretend für viele andere: ein
freundlicher Mensch hat seine wertvolle Pausenzeit in der Art geopfert,
daß er 10 Minuten mit uns in die von ihm gar nicht gewünschte
Richtung zu unserem Ziel , dem Lotte Hotel, mitlief ! Als wir uns dann
freundlichst bedankten – meinte er nur „You are Welcome“ (Sie sind Willkommen),
verbeugte sich – und kehrte um.
Das ist koreanische Freundlichkeit ! Ein
anderes mal fragten wir nach einem Gebäude, das wir besuchen wollten,
eine uns zufällig entgegenkommende junge Frau. Leider konnte sie uns
nicht helfen. Wenige Minuten später kam sie wieder zurück und
meinte, sie hätte über Handy (!) jemanden erreicht, der ihr den
Weg erklärt habe. Nun könne sie uns im Auto zu der Stelle fahren
! Wo kann man bei uns noch solche Hilfsbereitschaft finden, die sogar zwei
wildfremde Menschen im Auto mitnimmt ? Auch sie meinte nur knapp ob unserer
Dankesbekundungen in gutem Englisch: „You are Welcome“
Viele solche Freundlichkeiten konnten wir
erleben – da war z.B. der alte Mann, der uns auf und ab durch die Katakomben
der Seouler U-Bahn half, als wir nach einer
U-Bahnlinie suchten, die man dort aber
gar nicht direkt finden konnte, denn wir hatten übersehen, daß
man einen Übergangstunnel zu durchqueren hat - eigentlich unser Fehler.
Oder der junge Koreaner, der mit mir über
eine halbe Stunde gleich am ersten Tag half, das Yogwan zu finden, da meine
Wegbeschreibung sich an den Häusernummern orientierte, die jedoch
kaum an den Häusern zu finden sind ! Gelegentlich steht zwar - mit
Kreide notiert – die Blocknummer an der Wand – aber nur an kleineren Häusern.
Auch Straßennamen helfen nicht weiter – es gibt keine ! Nur die großen
Straßen haben Namen. Wie sich der Postzusteller hier zurecht findet,
wird dessen Geheimnis bleiben. Die Post kommt übrigens immer an, die
Laufzeiten von Deutschland betragen nach Seoul vier, in andere Regionen
gelegentlich auch mal sechs oder acht Tage. Eigentlich eine gute Leistung
der koreanischen Post, wenn man die fehlenden Straßennamen und Hausnummern
bedenkt.
Seoul – die City
Wenn man diese Stadt richtig beschreiben
will, genügt ein Wort: GROSS !
Manche Quellen meinen, sie sei die fünftgrößte
Stadt der Welt mit 10-11 Millionen Einwohner – keiner weiß es ganz
genau. Rechnet man den „Speckgürtel“ aus Vorstädten und Trabantensiedlungen
mit ein, so kommt man auf gut 19 Millionen und Seoul rückt wohl auf
Platz 1 oder 2 in der Weltrangliste.
Die Stadt ist extrem sauber und sehr modern.
Alte Pavillons oder Gärten wechseln mit himmelsstürmenden Wolkenkratzern
ab – Neues überragt das Alte – erdrückt es aber nicht: so steht
z.B. gleich in der Nähe zum alten Kunst- und Antiquitätenviertel
„Insadong“ der mächtige, futuristisch auf Säulen ruhende „Milleniumstower“
– meiner Ansicht nach das schönste Hochhaus Seouls.
Geht man durch die von Menschen stets übervollen
Straßen, so kann man gelegentlich mal einen Bettler sehen. Diese
treten aber nicht häufiger auf als in unseren Großstädten.
Seoul scheint eine junge Stadt zu sein
– was die Altersstruktur betrifft. Meistens sind Menschen unter 30 unterwegs
zu Einkauf. Sie prägen das Stadtbild. Ältere, denen das Ganze
wohl zu hektisch ist, bleiben meist in den Vorstädten.
Alte Leute sieht man aber öfters
in den Parks, wie z.B. jene im Pagodenpark, einem wichtigen Ort für
die Freiheitsbewegung Koreas in der Japanischen Okkupationszeit: dort sitzen
die alten Herren, von denen viele wohl alleine sind, und vertreiben sich
ihre langen Tage mit kleiner Rente mit Paduk, das auf chinesisch GO heißt.
Oder sie erzählen sich von den guten „alten Zeiten“.
Da Seoul ja die City in Korea ist, strömt
alles dorthin; alle, die Karriere machen wollen. Das hat seinen Preis.
Die bislang auf dem Lande übliche Großfamilie ist – was die
Stadt anbelangt - Geschichte. Bei horrenden Mieten sind große Wohnungen
für den Normalbürger nicht mehr bezahlbar. Ein globales Problem.
Sichere Stadt
Seoul ist sauber, und – sicher ! Nun ja – Diebe gibt es überall auf der Welt, und auch in Seoul. Als Tourist sollte man also auch in Seoul nie zu unbekümmert seine Wertgegenstände tragen. Aber bezogen auf die Größe der Stadt ist die Wahrscheinlichkeit doch sehr gering, Opfer eines Raubes oder Überfalls zu werden. Auch habe ich mit mehreren Frauen aus Seoul gesprochen: dort kann man auch des Nachts ohne Probleme alleine gehen. Keine Gestalten in der U-Bahn, denen man schon bei offenem Tageslicht nicht begegnen mag. Keine Graffiti, keine achtlos weggeworfenen Zigarettenstummel, Taschentücher, Dosen, Flaschen. Telefonbücher bleiben auch am Platze, wenn sie nicht durch fingerdicke Ketten gesichert sind. Keine Kaugummis in den Münzeinwurfschächten und keine verkratzen Scheiben in der U-Bahn. Kein Vandalismus.
Des Abends in einer Seitengasse, man ist
allein und man hört Schritte hinter sich ? Kein Angst- das sind nur
ein paar nächtliche Schwärmer, die auf den Weg nach Myondong
sind – dem Einkaufsmekka der Jugend; oder zum Tongdaemun- Markt, der auch
nachts geöffnet ist. Die Straßen sind voller Menschen bis in
den späten Abend.
Ladenschluss ?
Es scheint es für das Wort „Ladenschlussgesetz“
kein koreanisches Wort zu geben. Und Service wird dort groß geschrieben:
wenn bei uns ein einzelner Verkäufer oftmals überlastet und gestreßt
eine ganze Abteilung im Kaufhaus nebst Kasse organisieren mus, findet man
in Koreas berühmten Lotte-Kaufhaus das andere Extrem: vier bis fünf
hübsche Verkäuferinnen stehen an jeder Verkaufstheke! Ein Konsumtempel
ohne gleichen: Wenn Sie das Berliner KaDeWe – Deutschlands Top-Kaufhaus
– kennen; stellen Sie es zweimal aufeinander: dann haben Sie in etwa das
Lotte. Darüber setzen Sie gedanklich nochmals bitte drei Etagen mit
insgesamt vierzig (!) Restaurants und krönen den ganzen Komplex nochmals
mit einem Hotel in der Nachbarschaft – das ist dann das ganze „Lotte-Center“.
Hotels
Nobel ist es nicht nur im Kaufhaus – auch das Lotte-Hotel empfängt den Gast mit seiner gewaltigen Lobby in einem Ambiente, das an die großen „Grand Hotels“ erinnert, und durchaus an die gediegene „Elegance“ eines Berliner Adlon heranreicht und somit jeden internationalen Standard erfüllt – was sich natürlich auch im Preis niederschlägt.
Hotels gibt es viele in Seoul und Korea.
Viele teure wie Chosen oder Hyatt – und sehr viele relativ preiswerte.
Die bei uns so beliebte „Mittelklasse“ gibt es weniger. Wenn großes
Hotel, dann kräftig teuer. So kostet ein Zimmer (es gibt meist keine
Unterscheidung zwischen Einzel- oder Doppelzimmer) im „First- oder Second
Class“ durchaus noch 250 bis 300 DM ! Hierbei ist das Frühstücksbüffet
(meist koreanisch und westlich) noch nicht eingeschlossen !
Yogwans
Klassisch koreanisch – und um einige Größenordnungen
preiswerter als bei „Lotte“ oder „Chosen“ geht es hingegen in den Yogwans
zu: das sind kleinere Hotels mit westlichen oder auch koreanischen Betten,
die „ondol bang“ heißen und bei denen man auf weichen Matten direkt
auf dem durch die Ondolheizung gewärmten Boden schlafen kann.
Ich hatte bislang keine schlechten Erfahrungen:
egal wie preiswert oder einfach eingerichtet das Hotel oder der Yogwan
auch war – es war immer sauber.
Oftmals bieten kleine Hotels/Yogwans keinerlei
Frühstück, da sie von einer Familie „nebenher“ geführt werden.
Aber da man in Korea durchaus für umgerechnet 5-8 DM schon gut essen
kann in einem der unzähligen Snackrestaurants (Garküchen in
Hinterhöfen sind weniger empfehlenswert), ist dieses „Manko“ eigentlich
gar keines.
Min-Bak
Wer eine koreanische Familie hautnah erleben
möchte, der kann es mit dem Homestay-Family-Projekt versuchen. Man
bekommt über eine Vermittlungsstelle eine Familie zugeteilt, die meist
englischsprachig, dem Gast ein Zimmer zur Verfügung stellt. Vorteil:
man lernt die koreanischen Sitten kennen – sofern die Familie noch nicht
völlig westlich lebt. Man ist als Einzelreisender unter Menschen,
mit denen man sich unterhalten kann. Man lernt vielleicht auch neue Freunde
kennen. Außerdem ist es mit 30 US-Dollar relativ preiswert.
Als Nachteil mag gelten, daß man
sich doch etwas an die Gastfamilie anpassen muß, d.h. an deren Tagesgang.
Man ist nicht völlig sein eigener Herr. Man muß Rücksicht
nehmen. Aber da man dies ja vorher weiß, ist dieser Nachteil eigentlich
keiner.
Ich habe eine Woche Minbak (Homestay)
in einer Familie gemacht, ebenso mein Mitreisender, und wir beide fanden
es sehr angenehm.
Man kann sich übrigens „seine“ Familie bequem bereits im Vorfeld der Reise von der Homestay-Organisation in Korea reservieren lassen – per Internet und email.
Grüne Winkel
Seoul ist – man mag es kaum glauben – ein
Stadt mit viel Grün, berücksichtigt man ihre Größe.
Im Norden begrenzt der Pukak-san mit steilen Felswänden, die harmonisch
mit lieblichen Bewaldungen einher gehen die Stadt. Mitten in der Stadt
selbst ragt der Nam-berg (Nam-san) auf, den die Seouler nicht nur
wie einen Schweizer Käse zur besseren Verkehrsanbindung mit
gleich mehreren Tunnels durchbohrt haben, sondern auch noch mit einem Aussichtsturm
gekrönt, der ein schönes Panorama auf die Stadt bietet.
Der Nam-san ist ein beliebtes Naherholungsgebiet
mitten in der Stadt. Es gibt aber noch andere Bereiche, in denen
sich der Stadtmensch erholt: da ist z.B: der Olympic-Park mit schönen
ausgedehnten Spazierwegen und den Wasserflächen, wo man auch mal picknicken
kann. Durch Seoul selbst fließt der Hanfluß. Der mächtige
Strom mißt fast einen Kilometer in der Breite, was aber die Koreaner
nicht daran gehindert hat, diesen mit an die vierzig Brücken zu überspannen.
Im Gegenteil führen auch noch mehrere U-Bahnlinien tief unter dem
Fluß hindurch
Die Ufer des Hangang wurden teilweise
zu Parkanlagen umgestaltet, ein Prozeß, der immer noch andauert
aber zu großem Vorteil für die Bevölkerung gereichen wird.
Derzeit strömen nämlich Millionen Seouler an den Wochenenden
ins Grüne außerhalb der Stadt nach dem Motto: „weg, nur weg,
hier !“ Verkehrschaos, Umweltverschmutzung und Unfälle sind die Folge.
Man versucht, durch Attraktivitätsgewinn in der Stadt einen Teil der
Menschen dort zu halten. Außerdem birgt viel Grün auch ein erheblichen
Zugewinn an Lebensqualität – von der Luftreinigungswirkung ganz zu
schweigen. Die Luft in Seoul habe ich im übrigen als angenehm empfunden
– es weht immer ein Wind von den Bergen her und am Wasser ist es frisch.
Auch der Yoido-Park auf der gleichnamigen
Insel im Hanfluss wurde von einem betonierten Aufmarschplatz der sechziger
Jahre vor gar nicht allzu langer Zeit erfolgreich in einen Park umgestaltet
– zur Freude der vielen Büroangestellten auf dem „Manhatten“ von Seoul.
Auf Youido findet man neben dem Parlamentsgebäude, das wuchtig und
mit grüner Kuppel weithin sichtbar ist, alle namhaften Banken, Versicherungen
und Dienstleister sowie die großen TV- und Rundfunkanstalten der
Republik Korea.
Einkaufen
Wahre Einkaufserlebnisse bieten die großen Märkte Tongdaemun (vorwiegend Modemarkt); Namdaemun (alles!), und Itaewon, wobei letzterer als Touristenmarkt doch sehr am amerikanischen und japanischen Geschmack orientiert ist. Auf Itaewon kann man jedoch einen Maßanzug binnen eines Tages geschneidert bekommen, der sogar passen soll – und Itaewon ist – inoffiziell - das Mekka für „Fake“: Markenfälschungen aller Art ! Eine „fast echte“ Rolex oder Breitling kann man hier schon für 150 US-Dollar erhalten - habe ich mir sagen lassen. Als Tourist sollte man jedoch beachten, daß ein solches gutes Stück wie auch andere Fälschungen in Deutschland bei Entdeckung vom Zoll umgehend konfisziert werden, da man internationales Markenrecht verletzt. „Eigenbedarf“ gibt es in solchen Fällen also nicht. Aber schauen kann man ja....im übrigen wird der Fake-Markt in den letzten Jahren durch koreanische Polizeibehörden erheblich eingeschränkt, die massiv gegen solche Fälscher vorgeht. Ich persönlich denke, es gibt so viele echte schöne Dinge, die man in Korea kaufen kann. Da muß Fake wirklich nicht sein:
Zum Beispiel kann man im Namdaemun kaufen:
preiswerte Ledertaschen, Haushaltswaren aller Art, Ginsengprodukte, Kunsthandwerkliches
wie Lack-Schatullen mit Intarsien aus Perlmutt usw. Ferner eigentlich alles,
was man so braucht – oder nicht braucht, kann man hier erwerben. Und Handeln
ist oberstes Gebot. Wobei die genannten Preise nicht überzogen sind,
was man beim Handeln bedenken sollte– Qualität hat auch in Korea ihren
Preis.
Yongsan – Elektronikmarkt
Wer auch nur irgendwie Interesse an Elektronik
hat, der wird sich diesen Elektronikmarkt „antun“ müssen ! Vergessen
sollte man alles, was bei uns an Elektro“groß“markt existiert: hier
ist ein ganzer Stadtteil ein Elektronikparadies.
Manche Läden sind Einkaufszentren
von Kaufhausgröße, andere Geschäftchen haben gerade einmal
fünf Quadratmeter. Ein Erlebnis !
Geöffnet von etwa 10 Uhr bis 18 Uhr
(für koreanische Verhältnisse also relativ kurz) bietet dieser
alles an „Consumer Electronic“ und PC, Handys usw. Ein heisser Tipp: je
weiter man von der U-Bahnstation wegkommt, desto billiger wird es in der
Regel ! Mit ca. 5000 Geschäften (manche Quellen sprechen von „nur“
3000) ist der Yongsan-Markt der größte Elektronikmarkt Asiens.
U-Bahn fahren
Die U-Bahn ist in Seoul sehr gut ausgebaut,
sehr sauber und hat eine sehr dichte Zugfolge. Die Anschlüsse klappen,
man kommt schnell voran – nur einen Sitzplatz wird man kaum einmal ergattern
können. Preiswert ist der Untergrund von Seoul auch: etwa 500 – 700
Won kostet die Fahrt innerhalb der Stadt, je nach Länge der Strecke.
Man gibt das Ziel einfach beim Ticketkauf an. Den Fahrschein muß
man aufbewahren, denn ohne diesen kommt man nicht durch die Sperre beim
Ausgang.
Per Bahn nach Pusan
Mit der Bahn ging es nach einem Tag Seoul
und Akklimatisation von dem langen Flug nach Pusan. Da wir am 1.Mai, fuhren,
waren die Züge entsprechend voll. Neben dem Tag der Arbeit als allgemeinem
Feiertag begingen die Buddhisten das Fest Buddhas Geburtstag, der in diesem
Jahr nach dem Mondkalender auf den 1.Mai fiel.
Wir waren mit dem Schnellzug unterwegs.
In etwa vier Stunden waren wir bereits angekommen. Die Fahrt verlief sehr
angenehm, die koreanischen Schnellzüge zeichnen sich durch bequeme
Sitze, ausreichend Beinfreiheit und angenehmen Fahrkomfprt aus. Während
der Fahrt kommt ein Minibar-Wagen durch die Gänge und bietet Süßigkeiten
und Getränke an. Im Speisewagen kann man etwas herzhaftes zu sich
nehmen.
Pusan
Bereits wenn man aus dem leicht erhöht stehenden Bahnhofsgebäude tritt, schlägt einem das lärmende Flair der Stadt und der Duft des Meeres entgegen, denn Pusan ist die größte Hafenstadt Koreas. Zwei U-Bahnlinien, die sich an einem Punkt verzweigen transportieren pausenlos die Menschenmassen in fast alle Himmelsrichtungen der Stadt. Pusan hat knapp vier Millionen Einwohner. Nach dem Zimmerbezug inmitten einer überaus lebendigen City führte der Weg uns zunächst in Richtung Altstadt und Hafen und rund um den Pusan-Tower. Von diesem Aussichtsturm hat man einen fantastischen Blick auf die Stadt und die Skyline. Um den Turm herum erstreckt sich ein Gewühl von kleinen und kleinsten Gassen mit dem Kukje-Markt. Dort kann man gut sortiert - denn der Markt ist in Bereiche aufgeteilt - günstig Einkäufe tätigen.
In den an der U-Bahnkreuzung Samyong
gelegenen Einkaufszentren ist bis spät abends viel los. Restaurants,
Cafes und Hof-Kneipen; das sind meist im 1.Stock gelegene Bierkneipen,
die sich vom deutschen Wort „Hofbräuhaus“ ableiten, sind voll von
Menschen.
Pomosa
Von der Endstation der U-Bahnline 1 im
Norden der Stadt gelangten wir mit dem Taxi in etwa 10 Minuten zum Pomo-sa
(Tempel).
Am 02.Mai, einen Tag, nach Buddhas Geburtstag
waren zwar die Menschenmassen aus dem Tempelareal entschwunden, aber
hunderte von Lampions hingen noch immer an Schnüren entlang der Wege
und den Plätzen und gaben Zeugnis von der vergangenen Feier und der
wohl schönen Stimmung. Einige Mönche waren bereits mit den „Aufräumarbeiten“
– sprich: der Abnahme der Lampions beschäftigt. Diese Tempelanlage,
welche wunderschön eingebettet erhöht in einem Wald liegt sollte
man unbedingt gesehen haben, wenn man Pusan besucht.
Das Kontrastprogramm in der Stadt war dann der Fischmarkt. Gerüche und Farben, die ein unbeschreibliches Konglomerat von Eindrücken ergeben, ziehen wohl auch denjenigen, der kein Fischfreund ist wie ich, in den Bann. Frischer kann Fisch wohl kaum serviert werden – und überaus hygienisch wird das Meeresgetier hier vor den Augen der Besucher, die sich in kleinen Nischen mit Sitzgelegenheit und Tischen zum Essen niederlassen können – zubereitet. Man kann sich im wahrsten Sinne des Wortes „seinen“ Fisch aussuchen und dieser wird dann zubereitet. Die Wannen und Becken, in denen die Fische liegen, werden ständig von Wasser durchströmt, so wird gewährleistet, daß die lebende Ware frisch und gesund den Konsumenten erreicht – manchmal sogar noch mundgerecht in der Sojasoße zappelnd !
Wenige Meter vom Fischmarkt entfernt -
in den parallel verlaufenden Geschäftsstraßen stadteinwärts
kann man wiederum viel Geld beim Shopping in eleganten kleinen Boutiquen
loswerden, und noch wiederum einige Meter weiter tobt das Leben im Kukje-Markt,
der bis spät Abends geöffnet ist. Seltsamerweise existieren diese
Kaufwelten einträchtig nahe beieinander – obwohl doch auch extreme
Preisspannen existieren. Koreaner denken da sehr pragmatisch. Es ist überhaupt
nichts dabei, hier als auch dort zu kaufen.
Humor und Seife
Die Koreaner haben einen ausgeprägten
Sinn für Humor – auch wenn man aufgrund der Sprachschwierigkeiten
diesen nicht versteht, steckt die Herzlichkeit doch an. Wie haben das immer
wieder erlebt – Freundliche Gesten kamen nicht nur aus Höflichkeit,
sondern von Herzen !
Im Fernsehen werden pausenlos jene koreanischen
Seifenopern gezeigt, die immer mit ähnlichen Handlungen aufwarten.
So stereotyp diese auch erscheinen mögen, geben sie doch einen interessanten
Einblick in die Mentalität der Menschen. In diesen Serien werden –
ähnlich wie in unserer „Lindenstraße“, Tagesprobleme aufgearbeitet.
In beinahe jedem kleinen Laden, den ich betreten habe, sei es in der Metropole
Seoul oder in einem Dorf auf dem Lande – überall flimmert ein TV-Gerät
und es wird eine jener Familienserien gezeigt. Auch im Busterminal oder
an der Rezeption im Yogwan. Im größeren oder kleineren Restaurants
– an Imbißbuden – sogar an den Garküchen: stets zeigt sich ein
ähnliches Bild. Sogar im Flieger von Korean Air laufen diese
Serien im Bordprogramm – nur dort mit englischen Untertiteln.
Die „Untergrundszene“ in Pusan
Pusans „Untergrund“ ist ein „heißes
Pflaster“ !
Beim Bummel durch Pusan entdeckt man zwangsläufig
spätestens beim Abstieg in die U-Bahn die unterirdisch angelegte Einkaufsstraße
– eine hunderte von Metern lange zweite Einkaufsmeile – direkt unter der
„ersten“. Parallel in Süd-nördlicher Richtung der U-Bahn im Untergrund
und der Straße oben folgend. In Hunderten von Geschäften beheimatet
sind Kleidung, Elektroartikel, Taschen und Accecoires, Eßbares usw.
Was man auch benötigt, man kann in Pusans unterirdischem und preiswerten
Einkaufsparadies alles finden. Und es ist voller Menschen dort, wie auch
die Märkte und die Innenstadt und Altstadt. Überhaupt scheinen
die knapp vier Millionen Einwohner ständig unterwegs zu sein, um Geld
auszugeben. Vor allem die Jungen zwischen 20 und 30 stellen wohl eine extrem
kauffreudige Gruppe dar. Es wimmelt nur so von jungen Menschen mit Tüten,
Taschen und am Hals baumelnden Handys, die ständig trillern.
Von Pusan nach Namhae
Mit dem Expreßbus gelangten wir tags
darauf nach Namhae. Hier war nun wirklich ein Kontrastprogramm angesagt:
nach kurzer Akklimatisation in Seoul und Aufenthalt im quirligen Pusan
kamen wir nun auf eine große, ruhige und schöne Insel. Namhae
ist ein paradiesisches Fleckchen Erde: Natur pur, ein nettes Städtchen,
wo man alles für den täglichen Bedarf kaufen kann – und Pusan,
Masan oder Changwon ist nur knapp zwei Autostunden entfernt – wenn man
mal Gelüste hat, groß „shoppen“ zu gehen. Hier auf Namhae kann
man Urlaub machen. Das haben zwar schon einige Koreaner begriffen und tun
dies dort, aber nach Ansicht des Bürgermeisters der Verbandsgemeinde
zu wenig. Daher wird die ganze Insel, die über die größte
Hängebrücke in Asien und eine weitere, neu gebaute Konstruktion
weiter östlich erreichbar ist, touristisch ausgebaut. In diesem Zusammenhang
wurde uns Reisenden bei Besuch des Bürgermeisteramtes auch das „Namhae-Kyopo-Projekt“
näher erläutert.
Das Namhae Projekt
Rückkehrwillige, in Deutschland seit
nunmehr über 30 Jahren lebende und nun in Pension gehende koreanische
Krankenschwestern und deren meist deutsche Ehemänner haben die Möglichkeit,
sich auf Namhae niederzulassen. Gleiches gilt für die – in ihrer Zahl
aber geringer anzutreffenden – koreanischen Bergleute, die in den 60er
und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts zu uns nach Deutschland geholt
wurden. Nun wird auf Namhae ein deutsches Dorf gebaut.
Direkt bei diesem Dorf soll eine Künstlersiedlung
entstehen, in denen koreanische Künstler leben und arbeiten sollen.
Durch die Anwesenheit der Deutschen und der Kyopos (so nennt man die Auslandskoreaner)
sollen auch einige touristische Aspekte ins Spiel gebracht werden–
so z.B. der Ausbau der Infrastruktur.
Mein Mitreisender Andreas und ich hatten
uns bereits vor der Reise über das Namhae-Projekt informiert. Ich
selbst kenne einige Ehepaare aus dem deutsch-koreanischenFreundeskreis
in Mainz in dem ich Mitglied bin, die nach Namhae ganz oder für eine
bestimmte Zeit im Jahr übersiedeln wollen. Im Rahmen der Informationsveranstaltungen
in Deutschland kannten wir einige der Zuständigen aus dem Bürgermeisteramt
und nun konnten wir den Bauplatz und das umliegende Gelände selbst
in Augenschein nehmen. Herr Ha vom Amt war darüberhinaus so freundlich,
uns zwei Tage lang mit dem Auto zu einigen wirklich sehenswerten Zielen
auf der Insel mitzunehmen.
Namhae-do
Namhae liegt am südlichen Ende der
koreanischen Halbinsel. Man kann auf das Südmeer blicken und
auf einen Teil des Ostmeers. Der Name der Insel bedeutet somit auch in
der genauen Übersetzung Süd (Nam-)-Meer (Hae-)-Insel (do).
Die koreanische Halbinsel läuft in
Richtung Süden und Westen sanft in das Meer aus. Die unzähligen,
vor diesen beiden Küsten befindlichen, größeren und kleineren
Inseln sind somit die Spitzen kleinerer Berge, die im Laufe der Jahrtausende
im Meer versunken sind. Von Pusan aus bis nach Yosu westlich von Namhae
findet man über 3000 Inseln dieser Art, die einen großartigen
Wasser-Nationalpark formen und der auch mit Ausflugsschiffen gut zu erreichen
ist (Hallyosudeo Waterway). Aber auch wenn man den Park nicht mit den Schiffen
er“fährt“, so kann man von wunderschön gelegenen Tempelanlagen
und Aussichtspunkten auf Namhaedo einen wunderbaren Blick aus größerer
Höhe auf die vorgelagerten Inselgruppen richten. Es gibt einige Buchten
mit schönem Sand- oder Kieselstrand, wo man im klaren, frischen Wasser
des Südmeeres ein Bad nehmen kann. Die dem deutschen Dorf, das etwas
erhöht liegt, vorgelagerte Bucht besitzt zusätzlich einen kleinen
Baumgürtel, der als Windschutzwall fungiert und zum Meer hin einen
Wellenbrecher, so daß die Bucht auch bei rauher See, in der Taifunzeit
im Spätsommer und Herbst ausreichend geschützt ist.
Von Namhae Abschied nehmen fiel mir insofern
schwer, als daß ich diese gelungene Landschaftskombination aus sanften
Hügeln, Bergen und Meer doch sehr genossen habe.
Namwon - Chongyan-Festival und das Abenteuer mit Herrn Lee
Herr Lee traf Andreas und mich am Bahnhof
in Namwon.
Bis zu jenem Tag kannte ich Herrn Lee
nicht. Ich kannte überhaupt erst einen Lee in Korea – obwohl dieser
Name einer der bekanntesten in Südkorea ist, neben z.B. Kim, Park,
Hong, Nam und Choi. Insgesamt kennen die Koreaner nur etwa um die 200 Familiennamen,
die allesamt auf ein Clansystem in früherer Zeit zurückgehen.
Individueller als die Clannamen sind die Vornamen, die aus zwei zusammengesetzten Teilen bestehen, die in der Transkription ins Lateinische immer mit Bindestrich geschrieben werden. Übersetzt ins Deutsche erhält man so klangvolle Namen wie „tapferer Krieger“, „Prachtvolle Braut“, „Blühende Hauptstadt“ oder „Kleiner Jadestein“. Aus koreanischen Namen allein vom Hören her das Geschlecht abzulesen, ist für Westler kaum möglich.
Herr Lee, den ich eingangs erwähnte, ist der Chef einer Reisefirma, die Gruppen von Ausländern, die in Korea leben, Rundfahrten durch das Land anbietet. Hierbei ist jedoch nicht der übliche touristische Trampelpfad gemeint, sondern das Erleben von Kunst und Kultur. Über meine gute Bekannte in Seoul, die Reiseleiterin ist, hatten wir einen Wochenendtrip nach Namwon bei eben jener Firma „Parandeul-Tours“ gebucht, die uns auch wieder nach Seoul, dem Endziel der kleinen Rundfahrt durch Korea, zurückführen sollte.
Herr Lee ist nicht nur Chef – er ist auch Reiseführer und wandelnde Korea-Enzyklopädie in einer Person: nach eigener Auskunft ist es nicht sein Beruf, sondern seine Berufung und sein Hobby, Ausländern und auch Einheimischen, Korea näher zu bringen – abseits der üblichen Touren. Folglich waren bei dieser Jubiläumsfahrt, der auch ein Kamerateam von KBS im Bus beiwohnte, seine Frau und die Kinder mit von der Partie. Ein echtes „Familienunternehmen“ und ein sehr quirliger und freundlicher Herr Lee.
Das Erlebnis dieser Tour war einzigartig. Wir übernachteten in einem kleinen Bauerndorf, die Leute waren nett und sie hatten derartiges auch früher auch noch nie gemacht. Es war also keine „Touristenshow“, die da geboten wurde, obwohl man dies sicherlich aufgrund des vorliegenden Programmes hätte denken können. Dieses sah unter anderem vor, daß diejenigen, welche wollten, im Reisfeld selbst barfüßig erleben konnten, wie sich der Schlamm zwischen den bloßen Zehen anfühlt um dann auch selbst die zarten Reissetzlinge in den feuchten Schlick zu stecken. Wohl wissend, daß gelegentlich auch in Korea Blutegel im Schlick auf warmblütige Füße lauern, beschränkten mein Bekannter und ich uns darauf, die anderen Touristen (Amerikaner, Australier, Norweger und Koreaner) mit deren Kameras in dieser Situation zu verewigen – damit die daheim gebliebenen später auch was zum Lachen haben...
Am Abend ging es nach einer kleinen Sanmulnori-Bauernmusik-Aufführung
und einem Makkoli-Umtrunk (Makkoli ist noch gärender Reisschnaps,
der unserem Federweißen in etwas entspricht – nur mit noch etwas
stärkeren „Nebenwirkungen“) mit dem Bus ins etwa 10 Fahrminuten entfernte
Namwon wo das berühmte Chunggyang-Festival stattfand. Die ganze Stadt
und viele Angereiste waren auf den Beinen. Die Story ist alt, aber schön;
sie spielt im Korea des Mittelalters. Chunggyang ist der Prototyp der ehrenhaften
Frau, die – nachdem sie sich auf ewig ihrem in der fernen Hauptstadt weilenden
Manne versprochen hat – auch unter Gewalt und Gefängnis durch den
sie begehrenden neuen Landkreis-Oberen treu bleibt: bis zum Happyend, das
in Korea in derartigen Geschichten immer eintritt. Pansori-Gesangsopern
und viele Volkslieder beschreiben diese tugendhafte Frau und ihre Geschichte.
Jedes Kind in Korea kennt Chunggyang, und entsprechend groß ist der
Andrang im Geburtsort dieser Frau – in Namwon, welches einmal im Jahr das
Festival veranstaltet..
Die Übernachtung im Bauernhaus war
typisch koreanisch –auf sehr dünnen Matten, wo ich am nächsten
Morgen jeden Knochen spürte. Trotzdem war es interessant gewesen,
einmal auch Korea auf dem Lande „authentisch“ erlebt zu haben. Das Essen
übrigens war nicht nur scharf –es war „extra scharf“, wie im südlichen
Landesteil generell etwas schärfer gegessen wird als im nördlichen
Teil Südkoreas.
Am nächsten Tag überquerten wir
mit dem Bus das schöne Chirisan-Gebirge, das auch gelegentlich die
„Schweiz Koreas“ genannt wird und es ging wieder hinunter in abgelegene
Seitentäler mit kristallklarem Wasser und mystisch anmutenden Steelen,
die stilisierte Abbildungen von männlichen und weiblichen Geistern
darstellen.
Abschließend besuchten wir noch
ein Töpfereimuseum, bevor es auf die lange Fahrt nach Seoul ging.
Ab Taejon, etwa eine Autostunde vor Seoul begann bereits der Stau. In Korea
strömen die Menschen an jedem freien Tag, an jedem Wochenende hinaus
aus den Städten und überfluten das Land. Hinzu kam, daß
am zurückliegenden Wochenende auch der „Kindertag“ war, ein Feiertag
in Korea für die Kinder, der dem „Elterntag“ einige Tage zuvor folgt.
Somit reiste ein jeder in die ursprüngliche Heimat - und die ist natürlich
bei 12 Millionen Seoulern meist auf dem Lande in den südlichen Provinzen.
Wenn nur 10 Prozent der Bürger Seoul verreisen kann man sich ausmalen,
welche Verkehrsdichte auf dem sehr gut ausgebauten koreanischen Autobahnnetz
erreicht wird. Glücklicherweise erreichten wir aber doch noch
Seoul am frühen Abend und Andreas und ich machten uns auf den Weg
zu unseren Gastfamilien. Eine Woche Seoul und Umgebung lagen noch vor uns.
Suwon
Am Nachmittag eines sehr warmen, aber angenehm
windigen Tages fuhren wir nach Suwon. Diese Stadt ist berühmt für
seine gut erhaltene, beinahe sechs Kilometer lange Festungsanlage aus einer
späten Periode der Choson-Dynastie. Das Monument ist ein Weltkulturerbe
der UNESCO und geht man auf den wuchtigen massiven Mauern, welche die Stadt
durchlaufen einmal umher, dann weiß man, warum. Eine gewaltige
Anlage in ihrer Gesamtheit, die auch die Stadt prägt. Natürlich
ist die Stadt längst über die ehemalige Festung hinaus gewachsen,
aber es gibt interessante Kontraste, z.B. im Vordergrund einen Festungsturm
auf der Mauer, die gelegentlich an eine Chinesische im Kleinformat erinnert,
dahinter jene Wohnburgen moderner Zeiten: eng aneinander gebaute Hochhäuser
mit 20 und mehr Stockwerken, die nur wenige Meter auseinander stehen und
zwischen die nur wenig Tageslicht dringt. Suwon ist eine große Stadt,
aber gehört, obwohl sie etwas mehr als eine Stunde von Seoul Hauptbahnhof
entfernt liegt, immer noch zum ausgedehnten „Speckgürtel“ der Metropole.
Dementsprechend voll sind die Züge mit den Pendlern von und zur Arbeit.
Chongmyo-Schrein und Pukak-san
Während sich mein Reisekollege Andreas bei verschiedenen privaten Terminen und einem Besuch der deutschen Botschaft die Zeit vertrieb, hatte ich mir vorgenommen, Seoul und vor allem die Umgebung noch etwas genauer anzusehen. Meine gute Bekannte in Seoul, die auch Reiseleiterin für deutsche Gruppen und Übersetzerin ist, wollte mir auch als persönliche Reiseleiterin einige Schönheiten bei Seoul zeigen. So verbrachten wir zwei Tage mit ihrem Auto in der Umgebung von Seoul.
Der erste Weg führte uns zum Changmyo-Schrein,
der ebenfalls ein Weltkulturerbe der UNESCO ist. In dieser Schreinanlage
werden die Ahnentafeln der Könige der
Choson-Dynastie aufbewahrt. Um dieses
Gebäude herum ist eine großartige Parkanlage entstanden, in
der es nicht nur die Menschen auf der Suche nach Erholung, sondern vor
allem auch junge Hochzeiter im Hochzeitsdress mit dem Fotografen zieht.
Der Park ist eine der grünen Lungen Seouls und stellt zusammen mit
den angrenzenden Komplexen des Kyongbokkung- und des Changdokkung
-Palastes und dessen „geheimer Gärten (Piwon) ein einzigartiges Ensemble
dar.
Mit dem Auto gelangt man in knapp einer
Viertelstunde auf den Pukaksan-Skyway zum einem wunderschönen Aussichtspunkt.
Daß Nordkorea von hier aus nicht mehr weit ist, kann man an den hier
und da sichtbaren Militärschildern, einigen Soldaten oder auch an
einer Einfahrt zu einem Miltiärcamp sehen, die gelegentlich beim Vorbeifahren
auf der Straße passiert werden. Am Aussichtspunkt selbst genießt
man einen schönen Blick auf das nördliche Seoul mit einer interessanten
Skyline, die jedoch nicht fotografiert werden soll (Hinweis auf Schildern).
Nach Norden hin erstreckt sich weiter der Pukak-san, mit malerischen Bergen
und interessanten Felsformationen, die gelegentlich aus der Bewaldung hervortreten.
Wenn man mehr Zeit mitbringt, kann man
im Pavillon essen oder eine ausgedehnte Wanderung unternehmen.
Kanghwa
Jede Reise hat ihren Höhepunkt. Nun, als Freund Koreas kann ich nicht sagen, daß mir etwas gar nicht gefallen hat; aber aus allem, was mir gefallen hat, stechen doch einige Punkte nochmals heraus. Neben der Insel Namhae und der Festungsanlage Suwon ist dies auf jeden Fall auch die Insel Kanghwa, nordwestlich von Seoul in der Nähe von Inchon an der Mündung des Hanflusses gelegen, ganz in der Nähe zur Demarkationslinie mit dem Norden.
Erinnerungen an Namhae werden wach, wenn man über die Insel fährt. Und auch die kleine Fährüberfahrt zu einem nochmals vorgelagerten Eiland ist für sich schon herrlich. Am besten erkundet man diese Inseln mit dem PKW, obwohl auch Linienbusse verkehren. Die Anfahrt von Seoul verläuft über Inchon etwa in zwei Stunden. Aber es lohnt sich. Der Bergtempel mit den steilen Stufen, über die man zum hoch gelegenen, in den Stein gemeißelten Buddharelief gelangt, bietet dem Besucher eine atemberaubende Aussicht. Dieses Buddharelief schaut auf das Westmeer – viele Kilometer entfernt schaut im Sokkuram-Schrein der Buddha gen Osten auf die östliche See. Symbolisch wehren diese Wachposten Feinde und negative Kräfte ab. Korea kann sich glücklich schätzen – bewacht wird es von Buddha. Gesegnet ist das Land auch – mit einer wunderschönen Landschaft, bevölkert mit vielen netten Leuten.
Historisch hat Kanghwa viel zu bieten.
Tangun, der legendäre erste koreanische Herrscher, hat hier im Jahre
2333 vor Christi bereits den Göttern geopfert. Somit ist dieses Datum
auch der Beginn der koreanischen Nation. Die Holzstöcke der im Haein-Tempel,
60 km westlich von Taegu in einem abgelegenen Seitental aufbewahrten Tripitaka
Koreana wurden hier geschnitzt. Es lohnt sich, die Region Kanghwa eingehender
zu erkunden. Hotels und Yogwans bieten dem Besucher auch die Möglichkeit,
zu verweilen. Und man sollte die Insel auf keinen Fall verlassen, ohne
einmal einen Ginsengmarkt besucht zu haben.
Abschied nehmen
Man geht ja gerne auf Reisen, und kommt
aber auch gerne wieder heim.
Gelegentlich fällt es sehr leicht,
Abschied zu nehmen, gelegentlich sehr schwer. Nach dieser Individuellen
Tour durch das „Land der hohen Schönheit“ (die meiner Ansicht nach
beste, wenn auch etwas prosaische Bezeichnung, die frühere Reisende
Korea gegeben haben) war ich nach soviel „Korea intensiv“ nun doch traurig,
als die Tour sich dem Ende zuneigte und ich am Flughafen durch den Zugangstunnel
schritt und im Flieger von einer freundlichen koreanischen Flugbegleiterin
zu meinem Platz geleitet wurde.
Zuvor wurde am Flughafen der positive
Gesamteindruck nochmals durch eine äußerst freundliche und unbürokratische
Gepäckkontrolle nach oben hin abgerundet.
Viele Eindrücke, die man als Gruppenreisender
niemals haben kann, konnte ich aus Korea im geistigen Reisegepäck
mitnehmen. Auf meiner Bildergalerie findet der Leser eine Auswahl der optischen
Eindrücke, die Korea dem Reisenden bietet. Das andere, was man mit
der Kamera nicht festhalten und auch nur schwer beschreiben kann: das Flair,
sollten Sie selbst erfahren – vor Ort.
Komapsumnida
Neben der Landschaft, und den Sehenswürdigkeiten
sind es doch vor allem die Leute, die eine Reise mit zu einem Erlebnis
- oder einem Reinfall werden lassen.
Wie würden die schönsten Naturwunder
oder Bauten wirken, wenn man als Reisender das Gefühl hätte,
nicht willkommen zu sein ? Dies liegt natürlich auch am Reisenden
selbst. Wenn der Einheimische merkt, daß man Interesse an der anderen
Kultur hat, daß man ohne Vorurteile und nicht nur ständig vergleichend
ihr gegenüber tritt, dann tritt man durch offene Türen.
Ich hatte nie das Gefühl, als ein
Ausländer (ein „We-guk, wie es in Korea heißt), den man ja schon
von weitem ansieht, daß er einer ist, unwillkommen zu sein. Ich bin
nie auf Ablehnung gestoßen.
Insofern möchte ich ein großes
„Komapsumnida“ an alle jene mir unbekannten freundlichen Leute aussprechen,
die uns während der Reise geholfen haben – sei es mit Rat und Tat
oder auch nur mit einem Lächeln.
© Thomas Schneider,
07/2001
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