Wirtschaftsentwicklung und Beziehungen zu Deutschland
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Die koreanische Wirtschaft
Deutsch - Koreanische Wirtschaftsbeziehungen
Kultureller und wissenschaftlicher Austausch

 
 

Die koreanische Wirtschaft

Nach dem Koreakrieg (1950 - 53), der ein völlig verwüstetes Land hinterließ, hat Südkorea einen im asiatischen Raum beispiellosen Aufschwung vom industriellen Schwellenland zu einer Industrienation erlebt. In Anlehnung an das deutsche "Wirtschaftswunder vom Rhein" nennt man diesen koreanischen Wirtschaftsaufschwung auch das "Wunder vom Han-Fluß".
Einer raschen wirtschaftlichen Entwicklung hinkte hingegen die Demokratisierung der  Gesellschaft während Jahrzehnte hinterher. Mächtige Wirtschaftsimperien, Chaebols genannt, beherrschten lange Zeit nicht nur das wirtschaftliche System, sondern nahmen auch massiven Einfluß auf die politischen Entscheidungen. Erst nach heftigen und zunächst vom Militär blutig niedergeschlagenen Protesten der Arbeiterschaft und der Studentenbewegung in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts konnte ein Prozeß eingeleitet werden, der letztlich zu mehr sozialer Marktwirtschaft auch in Korea führte. Im Vergleich zu den im Westen geltenden Standards - bezogen auf Sozialabsicherung, Urlaubstage oder Mitbestimmung im Betrieb - ist jedoch noch ein weiter Weg zu gehen.

Unter der Regierung von Präsident Kim Dae-jung wurde mit einer konsequenten Entflechtung der Industriekonglomerate begonnen; ein Prozeß, der noch lange nicht abgeschlossen und weiterhin auch schmerzhafte Einschnitte in den Industriestandort Korea mit sich bringen wird. Massenentlassungen in scheinbar bislang krisensicheren Branchen (Automobilbau und Stahl) sind hierfür ein Indiz. Am Ende des Prozesses, der auch mit einem Umbau der Gesellschaft verbunden ist, wird eine moderne Informations- und Dienstleistungsgesellschaft stehen, in der die Verflechtungen durch demokratische Kontrolle und gewerkschaftliche Mitbestimmung beschränkt sein werden.
 

Deutsch - Koreanische Wirtschaftsbeziehungen


Präsident Kim Dae-jung und Bundeskanzler Schröder
 

Seit Korea und Deutschland 1883 einen Handels-, Freundschafts- und Schiffahrtsvertrag geschlossen haben, haben sich Austausch und Zusammenarbeit in allen Bereichen, politisch, wirtschaftlich und kulturell, beständig weiterentwickelt, was auch auf die gemeinsame Erfahrung der Teilung des Landes zurückzuführen ist.
Seit Beginn der offiziellen diplomatischen Beziehungen 1957 hat sich eine besonders enge Beziehung entwickelt.

In den 60er und 70er Jahren, während des wirtschaftlichen Aufschwungs Koreas, hat es die Regierung der Bundesrepublik Deutschland nicht an materieller und moralischer Unterstützung fehlen lassen, sie hat finanzielle, wirtschaftliche und technische Hilfe geleistet. Die Regierung Koreas hat auf Ersuchen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland Hilfe in Form von Arbeitskräften wie Krankenschwestern und Bergarbeiter nach Deutschland geschickt und so auch einen Beitrag zum wirtschaftlichen Aufschwung Deutschlands geleistet. Auf diese weise ist eine gegenseitige Zusammenarbeit entstanden. In den 90er Jahren bewunderten und beneideten die Koreaner die Deutschen um die Verwirklichung ihrer Einheit. Korea ist heute das einzige Land der Welt, das noch geteilt ist.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands bot eine Reihe von gegenseitigen Besuchen wie der des damaligen deutschen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker im Februar 1991 und des ehemaligen deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl im März 1993 in Korea, sowie der Deutschlandbesuch des damaligen koreanischen Präsidenten Kim Young-Sam im März 1995 und der Koreabesuch des früheren Bundespräsidenten Herzog im September 1998 Anlass, die gegenseitigen Beziehungen und Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern weiter zu vertiefen. Der letzte Besuch dieser Art war der Staatsbesuch des koreanischen Präsidenten Kim Dae-jung in Deutschland vom 8. bis 10. März 2000.

Vor allem nach den Ende 1997 auftretenden Schwierigkeiten während der koreanischen Wirtschaftskrise haben die deutsche Regierung und auch deutsche Privatunternehmen die koreanische Wirtschaft unterstützt. Zusätzlich begleitete den damaligen Bundespräsidenten Herzog während seines Besuchs im September 1998 eine Delegation von Wirtschaftsfachleuten nach Korea, um deutsche Investitionen zu fördern. Außerdem haben private deutsche Unternehmen ihre Investitionen in Korea weiter verstärkt. Dies führte dazu, dass Korea und Deutschland zu wichtigen Partnern in Asien und Europa wurden.

Seit 1995 das koreanisch-deutsche Handelsvolumen den bis dahin größten Umfang verzeichnete (12,5 Mrd. US-Dollar: Exporte: nach Deutschland 5,9 Mrd. US-Dollar, Importe aus Deutschland 6,6 Mrd. US-Dollar) wies es in den darauffolgenden Jahren zwar eine kontinuierlich abnehmende Tendenz auf (1996 11,9 Mrd. US-Dollar, 1997 10,5 Mrd. US-Dollar, 1998 7,3 Mrd. US-Dollar und 1999 (November) 7,2 Mrd.); doch lag dies nicht an einer schlechteren Beziehung zwischen beiden Ländern, sondern an dem nachlassenden Export von koreanischen Haibleiterprodukten und an der IWF-Asienkrise. Nach wie vor ist Deutschland viertgrößter Handelspartner Koreas, ein Handelspartner, welcher für das Land Korea unverzichtbar ist.

Aufgrund der wirtschaftlichen und technischen Entwicklung Koreas haben sich die Produkte des gegenseitigen Handels verändert. Seine wichtigsten Exportartikel sind Halbleiterprodukte. Personenkranwagen, Schiffe, Computerzubehör usw.; Koreas wichtigste Importartikel sind Maschinen, elektronische und elektrische Produkte. chemische Erzeugnisse sowie Eisen- und Stahlprodukte.

Die Investitionen in die koreanische Wirtschaft stellen einen wichtigen Teil der koreanisch - deutschen Zusammenarbeit dar. Die deutschen Investitionen stiegen während der Wirtschaftskrise ständig an und betragen 27,3 Milliarden (Stand Oktober1999). Deutschland ist der viertgrößte Direktinvestor in Korea nach den USA, Japan, und Holland. Von den deutschen Gesamtinvestitionen in Asien wurden 1998 48% in Korea getätigt. Dies bekräftigt die Bedeutung der praktischen Zusammenarbeit für die Zukunft.

Wenn Deutschland, das in den Bereichen Chemie, Maschinenbau, Wissenschaft und Technik sowie Umwelt weltweit konkurrenzfähig ist und Korea, das hochqualifizierte Arbeitskräfte und Erfahrung im elektrischen und elektronischen Bereich sowie in der Technik besitzt, zusammenarbeiten, wird sich dies positiv auf die weitere wirtschaftliche und wissenschaftlich - technische Zukunft beider Länder auswirken.
 

Kultureller und wissenschaftlicher Austausch

Vor 100 Jahren wurde die erste deutsche Schule (Hansong-Schule für Fremdsprachen) in Seoul gegründet.

Durch das schon lange bestehende große Interesse Koreas am deutschen Bildungssystem besteht auch im Bereich Erziehung und Wissenschaft zwischen beiden Ländern eine enge Beziehung. Aus diesem Grund nehmen auch Austausch und Zusammenarbeit im kulturellen und künstlerischen Bereich ständig zu.

Immer mehr Koreaner studieren in Deutschland. Bis 1998 haben rd. 2000 koreanische Studenten in Deutschland promoviert; sie spielen in der Beziehung zwischen Korea und der internationalen Gemeinschaft eine wichtige Rolle. Gegenwärtig studieren rd. 5000 koreanische Studenten in Deutschland.  An fast allen koreanischen Universitäten gibt es eine Germanistik-Abteilung und in Deutschland an fünf Universitäten koreanische Institute, in Berlin wird ein weiterer Lehrstuhl für Koreanistik etabliert. Es ist positiv zu bewerten, dass das Verständnis und das Interesse an der jeweils anderen Sprache und Kultur weiterhin zunimmt.

Besonders das Museum für Ostasiatische Kunst in Köln und das Gutenberg-Museum in Mainz mit der Einrichtung einer Koreanischen Dauerausstellung sowie das Korea-Festival in Berlin (April bis Juni 1998) boten gute Gelegenheiten, die koreanische Kultur in Deutschland vorzustellen.

Wanderausstellungen koreanischer Kunst, durchgeführt von Juni 1996 bis August 2000 in Essen, München und in der Schweiz, sowie die deutschen Wochen im Oktober 1999 in Seoul fördern das gegenseitige Verständnis der Völker für die Kultur und die Kunst des jeweils anderen Landes.

Auch auf der EXPO in Hannover im Jahr 2000 war die Präsentation Koreas ein großer Erfolg. Ein nach einhelliger Meinung hervorragend gestalteter Pavillion zeigte Korea nicht nur als modernen Industriestaat mit einem Schwerpunkt im Umwelt- und Ressourcenschutz, sondern auch bekannte Künstler gaben Kostproben ihres Könnens und demonstrierten damit vielseitig verschiedene Facetten einer 5000-jährigen Kultur.
Etwa eine Million Besucher dürften den Pavillion Koreas besucht haben und somit hat die EXPO 2000 in Hannover Korea in der deutschen Öffentlichkeit bekannter gemacht.

Zuletzt sollte erwähnt werden, daß unabhängig von zeitlich begrenzten Veranstaltungen viele Deutsch-Koreanische Vereine und Freundeskreise, die über ganz Deutschland verteilt sind, einen nicht zu unterschätzenden Beitrag für Völkerverständigung und Toleranz und im Verständnis der jeweils anderen Kultur leisten.

Maßgeblich hier zu erwähnen ist der größte Deutsch-Koreanische Verein in Deutschland mit Sitz in Mainz; der sogar über eigene Vereinsräume in Mainz-Castell verfügt.



© THOMAS SCHNEIDER, ergänzt und bearbeitet nach Vorlagen der KNTO / KOIS
Stand 4/2001