UNESCO - Weltkulturerbe Pulguk-Tempel und Sokkuram - Grottenschrein
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Man hat versucht den Pulguk-Tempel so anzulegen, dass er in seinen Grundstrukturen dem "reinen Land Buddhas" ähnelt.

Der Bau, bei dessen Errichtung eine besondere Technik von über Kreuz gelegten Steinen verwendet wurde, strahlt eine einzigartige und würdevolle Eleganz aus.

Er ist in seiner baulichen Ausgewogenheit das schönste Beispiel koreanischer Bauweise.


 


 
Geschichte und Bedeutung
Rundgang durch den Tempel
Die Sokkuram - Grotte

 
 
 

Geschichte und Bedeutung

Nachfolgender Text zum Rundgang in Pulguk-sa sowie Bilder aus dem nicht mehr im Handel erhältlichen DuMont-Reiseführer "Südkorea", 1986  (Text und Bilder bearbeitet)

Im Jahre 528 (oder 535) ließ der fromme König Pophung einen Gebetstempel für seine Gattin Podo erbauen. Später geriet dieses kleine Heiligtum in Vergessenheit und verfiel. Kirn Taesong, der mächtige Premierminister des Königs Kyongdok, erkor im Jahre 751 das alte Tempelgelände zur Errichtung des "Buddha-Land-Klosters".
Vom Stifter wird erzählt, er sei der Sohn einer armen Witwe im Dorf Moryang gewesen, die eifrig zu Buddha um Heilung ihres kranken und seltsamen Kindes betete. Ihr Flehen ward erhört und der Knabe kam noch einmal im königlichen Kirn-Klan zu Welt. Bei seiner Geburt stand sein persönliche Name Taesong, was "Große Festung oder Mauer" bedeutet, in goldenen Lettern in der Hand. Begnadet mit diesen himmlischen Vorzeichen begann er seine glänzende Karriere, die er mit der Stiftung einiger Tempel krönte. Den "Buddha-Land-Tempel" widmete er seinen Eltern aus der Kirn-Familie und die Sokkuram-Grotte den Seelen seiner ersten Eltern.
Feuersbrünste, Erdbeben und Kriege zerstörten den Pulguk-sa im Laufe der Jahrhunderte. Immer wieder wurde er aufgebaut und in den 80er Jahren einer kompletten Restaurierung unterzogen. Heute ist der "Buddha-Land-Tempel"  Koreas bekanntestes Heiligtum und Weltkulturerbe der UNESCO.

Im 8. Jh. zählte er keineswegs zu den führenden Klöstern Sillas - die Staatstempel übertrafen den Pulguk-sa an Größe und Pracht bei weitem. Der besondere Wert liegt einerseits in den großartigen originalen Steinteilen - zwei Pagoden und die Fassade mit den beiden Brücken - und zwei vergoldeten Bronze-Buddhas (Vairocana und Amitabha) und andererseits in der Möglichkeit, eine sonst nicht mehr vorhandene klassische Tempelanlage zu besichtigen.
Das "Buddha-Land" wird als irdische Entsprechung eines friedvollen Heilsreiches verstanden, wo einst nur erlöste, den materiellen Fesseln enthobene Wesen - Buddhas, Bodhisattvas und Arhats - sowie deren Schützer wohnten. Erst allmählich wurden
volkstümliche Kulte einheimischer Götter integriert.
 

Rundgang durch den Tempel

Der Rundgang sollte beim alten Südeingang beginnen. Auf diesem Weg erreicht man zunächst das Tor der Vier Himmels-Könige mit prächtig-bunten Statuen der Welthüter Der dunkelgesichtige, lachende König des Nordens und des Winters hält die Pagode empor, der Herr des Westens und der sommerlichen Regenzeit den Schlangendrachen, der die Glücksperle zu erhaschen sucht, der König des Südens und Frühlings das Schwert und der würdige, weißbärtige Hüter des Ostens, der Erntezeit und des Wetters die Laute.
Nach Überquerung des Baches öffnet sich der Blick auf die einzigartige Fassade, die - abgesehen von Balustradenergänzungen - aus dem 8.Jh. erhalten blieb. Der repräsentative Aufstieg über die beiden Steintreppen wurde gesperrt; die Besucher betreten den großen Hof durch einen Seiteneingang im Osten. Die höhere, rechte der beiden Steintreppen (NS 23) leitete zum Haupt- oder Purpurnebeltor (Chaha-mun). Im unteren Abschnitt heißt sie die "Brücke der Blauen Wolke", im oberen Teil "Brücke der Weißen Wolke". Nach der buddhistischen "Elementen"-Symbolik versinnbildlicht Blau das Wasser, den Antrieb des Lebens, und Weiß den feinstofflichen Äther und die reine Geistigkeit. Dreiunddreißig Stufen stehen für die altindisch-vedischen Götter der Dreiwelt, des Himmels, des Luftraumes und der Erde.
Die kleinere, linke Treppe (NS 22) führte über 17 Stufen durch das Anyang-mun zum Westkomplex, der dem Reinen Land oder Lotosparadies des Amitabha in Richtung Sonnenuntergang geweiht ist. Sie beginnt mit der "Lotosblumenbrücke" und mündet in die "Brücke der Sieben Schätze", mit der geistige Kostbarkeiten, wie heilige Schriften oder die Erlösergnade des Amitabha gemeint sind.
Beim Betreten des großen Hofes bietet sich dem Betrachter der klassische, aus China überlieferte Klosterplan. Leicht abweichend von diesem ragt die Haupthalle nicht freistehend, sondern eingebunden in die Wandelgänge auf. Die Südostecke dieser umlaufenden Korridore war ursprünglich als Sutren- oder Bibliotheksturm ausgebildet; heute hängen hier Gong und Holzklopffisch. Der südwestliche Eckpavillon dient als Trommelturm, während der Glockenpavillon außerhalb des engeren Tempelbezirks, im Westen der Gesamtanlage, angeordnet ist. Direkt hinter der Haupthalle, flankiert vom Nordkorridor, steht die Versammlungs- oder Studienhalle, mit 4 x 9 Längsstützen das größte Tempelgebäude.

Nachfolgend ein Lageplan des Tempels:



Der Pulguk-sa folgt dem seit der Reichseinigung verbreiteten Zweipagodentyp: Beide Requilartürme stehen paarig zur nordsüdwärts gerichteten Hauptachse. Sie stammen wie die trommelförmige Laterne noch aus dem Jahre 751 und werden einem Künstler namens Asadal aus Paekche zugeschrieben, mit dem sich die traurige Geschichte von der "Schatten- und der schattenlosen Pagode" verbindet:

Die Geschichte von der "Schatten- und Schattenlosen Pagode"

Der Gattin des Meisters, war - wie allen weiblichen Wesen - während der Bauarbeiten der Zutritt zum Tempel verwehrt. Daher beobachtete sie das Wachsen der Pagoden in einem Weiher, konnte aber nur das Spiegelbild eines Turmes sehen. Als ihr Mann nicht erschien, stürzte sie sich ins Wasser und ertrank. Asadal fand nach Vollendung der zweiten, "schattenlosen" Pagode am "Schattenteich" (Yong-ji) nur einen Stein, der sich in einen Buddha verwandelte. Tieftraurig zog er fort und ward nie mehr gesehen.

Bei Instandsetzungsarbeiten der Pagoden entdeckte man verschiedene Kleinfunde, Holz- und Silberplatten mit Sutratexten und eine Sarira-Schatulle.
Die schlichte, rund 7,40 m hohe Shakyamuni-Pagode (NS 21) soll Reliquien des historischen Buddha bewahrt haben. Auf dem quadratischen Sockel erheben sich drei Stockwerke mit der für Silla typischen abwärtsgerichteten Treppung der Dachkränze. Ihre elegante Spitze wurde nach der Pagode des Silsang-sa (vgl. S.268) erneuert. Acht Lotossteine um den Sockel trugen entweder einen Steinzaun oder verehrende Bodhisattva-Figuren. Lotosblüten sollen alles Weltliche von den Reliquien abschirmen - der "Schatz-Buddha" ließ dereinst Lotosknospen vom Himmel regnen. Acht symbolisiert den Achtfachen Erlösungspfad, wie Shakyamuni ihn bei seiner ersten Predigt lehrte.
Die außergewöhnliche "Schatzpagode" (Tabotap, NS 20) zählt zu den bedeutendsten Kunstwerken der buddhistischen Welt. "Pagoden vieler Kostbarkeiten" leiten sich von einer Stelle im Lotos-Sutra ab, die besagt, daß der vorweltliche "Buddha vieler Schätze" = Prabhutaratna (Tabo Yorae) in einem reich geschmückten Stupa erschienen sei und dem historischen Buddha einen Platz an seiner Seite eingeräumt habe. Dieses Buddha-Paar vertritt die "offene", allgemein zugängliche Lehrrichtung des Buddhismus im Gegensatz zum esoterischen Diamant-Buddhismus für Eingeweihte und meditativ Gereifte. Vorbilder der komplizierten Pagodenkonstruktion sind in der frühbuddhistischen Kunst Nordwestindiens (Gandhara) zu suchen, wo - möglicherweise unter Einwirkung vorderasiatischer Stufenpyramiden und vermittelt durch die iranischen Parther - vierseitige Treppentürme entstanden. Ähnliche Stupas auf kreuzförmigem Grundriß findet man auch in Mittelasien und an den Seidenstraßen (der sogenannte Kanischka-Stupa in Peshawar/Pakistan, Rawak-Vihara in Khotan/Chinesisch Turkestan, Top-i-Rustam-Stupa in Balkh/Afghanistan).
Bei der Schatzpagode des Pulguk-sa leitet in jede Himmelsrichtung eine Treppe mit neun Stufen - Neun gilt in Ostasien als Synonym für Ewigkeit und Himmel - zum ersten Stockwerk. Auf der quadratischen Plattform, dem Zeichen des Yin-Prinzips, ragen vier massive Eckstützen und ein zentraler "Herzpfeiler" auf. Diese Fünfersymbolik liegt auch Mandalas, mystischen Kosmo- und Psychogrammen, zugrunde. Über dem viereckigen Dach mit gleichförmigem Zaun geht der Turm in ein Achteck über, das in dem schwer zu bearbeitenden Granit den Kreis, das Sinnbild der Yang-Kraft, vertritt. Der Reliquienbehälter mit den heiligen Schriften war vermutlich zwischen dem Lotosblütenkranz und dem achteckig aufschwingenden Dach eingebettet. Bekrönende Scheiben versinnbildlichen Erleuchtungsstadien oder Himmelssphären und weisen in die höchste Geistigkeit, die mit der Beendigung des Erlösungsweges und dem Nirvana gleichzusetzen ist. Um die Pagode bildeten "Grenzsteine" und Wächterlöwen, von denen nur einer erhalten blieb, einen heiligen Bezirk.
Beide Pagoden sind auf den historischen Buddha Shakyamuni und dessen Vorläufer Prabhutaratna bezogen. Die Ausstattung der Haupthalle folgte einst den Lehren der Avatamsaka-Schule und beherbergte als Hauptkultbild den Ur- oder All-Buddha Vairocana, der nun im Pircjon eine neue Heimstatt fand. Die 1959 rekonstruierte Haupthalle mit verzierter Kassettendecke und reicher Gebälkschnitzerei folgt einem populären Bildprogramm. Auf dem Figurensockel thront der lehrende Shakyamuni, an seiner Seite stehen die reich geschmückten Erleuchtungswesen Maitreya und Dipankara. Sie verkörpern drei Weltzeitalter - Dipankara die Vergangenheit, Shakyamuni die Gegenwart und Maitreya die Zukunft - und gleichzeitig den Buddha als geistiges Prinzip, das sich periodisch eines irdisch-grobstofflichen Leibes zur Verkündigung der Heilslehre bedient. An die goldgefaßte Trias schließen sich Buddhas Lieblingsjünger Kashyapa und Ananda als buntgefaßte Statuetten an. Die beiden vertreten die Mönchsgemeinde, Kashyapa zusätzlich den elitären Zen-Buddhismus und Ananda den Glaubensweg der breiten Volksmassen. Das Hintergrundbild zeigt Buddha mit einem großen Gefolge von Bodhisattvas, Arhats, Welthütern und Wächtern. An der rechten Seitenwand ist Veda (Tongim), der Schützer des Lotos-Sutra, zu sehen.
An die Hauptgruppe schließt sich der Westkomplex, ein vielleicht zwanzig oder dreißig Jahre später zugefügtes, kleineres Hofgeviert an, das Amitabha geweiht ist. Die Paradieseshalle birgt eine meisterliche vergoldete Bronzeplastik des Amitabha (NS 27) aus dem 8.Jh. Das grell-bunte Hintergrundbild zeigt den Licht-Buddha inmitten seines Himmelsgefolges, in dem einige Bodhisattvas - Avalokiteshvara mit einem Amitabha-Bild im Diadem oder der kahlgeschorene Kshitigarbha mit seinem Rasselstab - sowie Buddha-Jünger, Kashyapa und Ananda, auffallen.


Blick von der Avalokiteshvarahalle in Richtung Tabotap-Pagode

Bei der Erneuerung des Pulguk-sa wurde die klassische Klosteranlage um einige Anbetungshallen erweitert. In der Avalokiteshvara-Halle steht eine goldgefaßte Statue des beliebtesten Nothelfers, die auf Vorbilder des 10. Jh. zurückgeht. Seltenheitswert besitzt das in Blau-Beige-Grün-Schattierungen gehaltene Hintergrundgemälde des übernatürlichen Kwanseum mit tausend radförmig angeordneten Armen und zahlreichen Attributen, die er im Dienste seines Erlösungswerkes einsetzt. Zwei der vierzig Hauptarme hält er in Verehrungsgeste vor der Brust gefaltet. Seine elf Häupter leiten sich von der berühmten Erzählung ab, daß sein Kopf beim Anblick der leidenden Geschöpfe in der Unterwelt zerbarst und sein geistiger Vater Amitabha aus den Teilen zehn Gesichter formte, die er mit seinem eigenen Bildnis krönte.
Die Vairocana-Halle entstand 1973 zur Aufnahme der vergoldeten Bronzeplastik (NS 26), die zeitgleich mit dem Amitabha (NS 27) in der Paradieseshalle Mitte des 8. Jh. im tang-chinesischen Stil gegossen wurde. Der in Diamanthaltung thronende Vairocana hält die Hände in seiner charakteristischen "Geste der allumfassenden Einheit", die ihn als Ur-Buddha oder Allegorie des Absoluten ausweist. Das Hintergrundgemälde zeigt ihn flankiert von Manjushri und Samantabhadra, die Weisheit und Willenskraft verkörpern, inmitten des üblichen Gefolges von Bodhisattvas, Arhats und Welthütern.
An der Südwestecke der Umfassungsmauer verdient ein mehr als 2 m hoher, prachtvoll reliefierter Reliquienbehälter (5 61) Aufmerksamkeit. Stilistisch entspricht er der Übergangsphase des ausklingenden Silla-Reiches zum erstarkenden Koryo-Staat (9./10.Jh.). Von einer achtseitigen, lotosgeschmückten Basis ragt ein wolkenverzierter Schaft auf, der über einem Lotosblätter-kranz das faßförmige Reliquiar mit Buddha- und Bodhisattva-Darstellungen trägt. Es soll die Asche einer Nonne, vermutlich der Tochter König Hongangs, bergen. Der Volksglaube schreibt dem Sari-Pudo Wunderkräfte zu, und nicht selten werden Münzen über den Zaun geworfen. Aber nur der Spender, dessen Geldstück direkt auf dem Denkmal liegenbleibt, wird höchste Glückseligkeit erlangen.
Westlich des eigentlichen Kultbezirks wurde die Halle der Buddha-Jünger errichtet, in der einige Figuren aus der Haupthalle - Shakyamuni, zwei Bodhisattvas und die sechzehn Arhats Aufnahme fanden. Volkstümliche Malereien zeigen den Himmelskönig Chesok, der von Sonnen- und Mondlicht, dem Siebenstemgeist und einem großen Hofstaat mit den Richterkönigen der Höllen und deren Botschaftern umringt wird.
Im Glockenpavillon nahe des Westeingangs hängt eine verkleinerte Nachbildung der berühmten Emille-Glocke.
 


Der Sokkuram - Grottenschrein

Etwa zur gleichen Zeit wie der Pulguk-Tempel ist der Sokkuram-Grottenschrein entstanden, der ursprünglich unter dem Namen Sokpul - Tempel bekannt war. Die Grotte war ursprünglich eine Höhle, die Menschen in Anwendung einer besonderen Technik aus dem weißen Granit geschlagen hatten. Die Hauptfigur in der Grotte ist ein sitzender Buddha, welcher als die vollkommenste Darstellung eines sitzenden Buddha angesehen wird. Entlang der Wände ist er von 38 anderen Figuren, von Boddhisattvas, von Beschützern und von vier himmlischen Königen umgeben. Wenn man die Figuren betrachtet, hat man das Gefühl, als ob das reine Land, in dem der ewige Buddha weht schon hier auf unserer Erde existierte.

Diese steinerne Grotte ist Koreas großartigstes Kunstwerk. Sie entstand zur Zeit des Shilla - Königreichs (57 v.Chr. 935 n. Chr.). als Wissenschaft und Baukunst in ihrer Blüte standen. Die Art und Weise, wie diese Grotte angelegt ist zeigt, welchen hohen Stand Architektur, Mathematik, Geometrie und Physik bereits erreicht hoffen. Durch eine Verbindung von Wissenschaft, Religion und Kunst wurde eine organische Einheit geschaffen.

Nachfolgend eine Skizze der Sokkuram-Grotte




Ursprünglich war die Grotte zum Meer hin geöffnet und der Buddha begrüßte jeden Morgen die im Ostmeer aufgehende Sonne. Heute befindet sich ein Schutzbau vor der Grotte, um das Gesamtkunstwerk vor dem Einfluß der Naturkräfte zu bewahren.

Infos zu den anderen Weltkulturerben Koreas...



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