Sprache und Schrift
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Entwicklung der koreanischen Sprache
Die koreanische Schrift , das Hangul
Die Erfindung des Buchdruckes in Korea
Einige wichtige Hinweise zum Verständnis der Sprache

 

Entwicklung der koreanischen Sprache

Die Ursprünge der koreanischen Sprache liegen noch im Dunkeln.
Das Koreanische ist vom Chinesischen völlig verschieden.

Die Vorfahren der Koreaner Stammen aus den Wald- und Grassteppengebieten westlich und nördlich der Wüste Gobi, vor allem auch aus dem Altai-Gebirge im Dreiländereck Russlands, Chinas und der Mongolei, sowie der Mandschurei und den Amur-Bergen.
Die koreanische Sprache gehört zur ural-altaischenSprachfamilie und innerhalb dieser zur altaischen Gruppe. Diese teilt sich in die den mongolischen, den turksprachigen und den tungusisch-mandschurischen Zweig auf, zu dem auch das Koreanische gehört.

Ähnlich wie das Japanische ist auch die koreanische Sprache von vielen chinesischen Lehnwörtern durchsetzt,  die etwa 50 Prozent des heutigen Wortschatzes - allerdings angepaßt an die koreanische Aussprache - ausmachen.



 

Die koreanische Schrift, das Hangul
 
 
Han-gul, Koreas Schrift, hat eine Geschichte von 553 Jahren.

Während die Mehrheit der Schriften in der Welt teilweise Modifikationen bestehender
Systeme sind, ist Han-gul einzigartig, denn es wurde nicht aus bereits bestehenden Schriftsystemen abgeleitet.

Hangul wurde von einer Gruppe Gelehrte geschaffen, im Auftrag von König Sejong dem Grossen (1418-1450), dem berühmtesten König der Choson Dynastie (1392-1910).

Geographisch und historisch gehört die dem eurasischen Kontinent vorgelagerte Koreanische Halbinsel dem chinesischen Kulturraum an. Das Chinesische hat in ganz Asien heute einen ähnlichen Stellenwert als Hochsprache, wie es das Lateinische im Europäischen Kulturraum hat. Dem entsprechend wurde das ideografische Schriftsystem Chinas (Ideografie = Bilderschrift, i.Vgl. zu Lautschrift) in Korea ganz selbstverständlich im Zuge von Kontakten mit China eingeführt und im täglichem Leben verwendet.
Da jedoch das gesprochene Koreanisch und Chinesisch voneinander grundsätzlich verschieden sind, waren Chinesische Schriftzeichen unzulänglich, um koreanische Worte und Begriffe korrekt auszudrücken.

In dem Bemühen, die Situation zu verbessern und dem Volk zu helfen, das es schwierig fand, sich schriftlich in chinesischer Schrift  mitzuteilen, schuf König Sejong das neue Alphabet  Han-gul (so der Name heute) in 1443 und verbreitete es in 1446 unter dem Namen "Hunmin chong-um" (sinngemäß: "Korrekte Laute, um sie den Menschen zu Lehren").  Sein Motiv für die Erschaffung des Han-gul war, wir er in seinem Vorwort zu dem Werk selbst aussagte, den Leuten zu helfen, sich schriftlich auszudrücken, so daß sie Eingaben an Regierungsstellen machen und Maßnahmen einleiten konnten, um gegen ungerechte Entscheidungen Einspruch zu erheben. Des weiteren sollte es möglich werden, leichter die Aufzeichnungen im Bereich Landwirtschaft und Ackerbau zu führen.
 
 
Nach einer anfänglichen Periode aktiver Verbreitung durch den königlichen Hof nahm das Interesse an Han-gul allmählich ab und mit Zeit wurde es von der Führungsschicht völlig ignoriert und kaum weiter dafür Sorge getragen, daß es im Volke weiter verwendet wird.

Der Zustand der Vernachlässigung setzte sich für die nächsten Jahrhunderte fort
Es gab jedoch einige Gelehrte, die das Schriftsystem studierten, und die Einführung von Romanen wie der Geschichte von  Ho Kyun über Hong Kil-tong, dem ersten Roman, der in in Han-gul geschrieben wurde, hat geholfen, den Weg für Han-gul's Popularisierung zu ebnen, aber das Hangul erfuhr im Laufe der Zeit durch die fehlende Verwaltung und Pflege einen stetigen Prozess der Umwandlung und Veränderung.

Im 20. Jahrhundert, als Koreas Modernisierung einsetzte, begann auch das Interesse an der klassischen koreanischen Sprache erneut zu wachsen. Viele Gelehrte begannen, das Han-gul zu systematisieren und auch, neue Regeln in Orthographie und Grammatik zu entwickeln.  Ihre Anstrengungen kulminierten in der Proklamation des  "Entwurfes für
Standardisierte Regeln der Han-gul Rechtschreibung" von 1933, das die 24
Umlaute und Vokale von Han-gul als Koreas Alphabet begründete.

Das Wort "Han-gul" wurde als ein Ausdruck für das Koreanische Alphabet von Chu
Shi-kyong, einem berühmten Koreanischen Linguisten, im frühen 20. Jahrhundert zuerst eingeführt. Han-gul besteht aus 14 Umlauten und 10 Vokalen, die einstmals basieren auf der Formung von Mund und Zunge bei der Aussprache und auf natürliche Regeln der Phonetik zurückgehen.

Die Koreanische Sprache ist sehr von anderen Sprachen verschieden. So folgt z.B. dem Subjekt das Objekt und dann das Verb (Deutsch: Ich lese die Zeitung; Koreanisch: Ich-Zeitung-lesen).
Weil das Alphabet Han-gul sehr leicht zu lernen ist, hatte Korea immer schon eine sehr gering Analphabeten-Rate Die Struktur des Han-gul ist so einfach und wissenschaftlich, dass praktisch jeder es lernen kann.
Seine Einfachheit wird sogar in der heutigen Informationsgesellschaft klar, da z.B. Computer-Tastaturen und Software, die anfänglich nur mit lateinischen Buchstaben zur Verfügung standen, zunehmend durch Han-gul-Tastaturen und Programmen mit entsprechenden Treibern ersetzt werden. Ein weiteres Beispiel ist die Benutzung von Handys, mit denen sich auch über die Verwendung der 10er-Tastatur in Hangul sehr einfach schreiben läßt (ähnlich wie bei den europäischen Geräten).


Tabelle mit Vokalen, Konsonanten und den resultierenden
Silben

Han-gul als Lautschrift hat in der heutigen Zeit viele unschätzbare Vorteile im Vergleich zur Verwendung von Ideografischen Schriften, die tausende von Bild-Pictogrammen benötigen, um Dinge zu beschreiben. Jedoch gibt es - bedingt durch die Nähe zum chinesischen Kulturkreis, zahlreiche Lehnwörter, welche zwar auf koreanisch in der Han-gul Lautschrift ausgedrückt werden können, aber je nach Situation völlig verschiedene Bedeutungen haben können (Beispiel:  "nun" bedeutet einerseits "Auge", aber auch "Schnee"). Somit findet man auch im modernen Korea neben dem Han-gul gelegentlich noch - jeweils in Klammern - ein ideografisches Zeichen, welche das vorangegangene Wort vom Sinnzusammenhang her eindeutig zuweist, um Klarheit zu schaffen.
Desweiteren muß man im Koreanischen keine persönlichen Fürwörter und speziellen Verbformen für die Bestimmung von Personen verwenden. Während unsere Sprachen in Europa versuchen, mit den Worten ein "quasi-Abbild" der Wirklichkeit zu erschaffen, das später durch die Erzählung für sich allein die beschriebene Situation im Kopf des Hörenden entstehen läßt, erklärt im Koreanischen die beschriebene Situation das, was durch die Sprache ausgedrückt wird, immer noch mit, so z.B. die gesellschaftliche Stellung der Personen untereinander. Aber dies ist zuletzt auch der Grund, warum man nicht "ich" sagen muß, wenn sowieso im Moment des Aussprechens klar ist, wer gemeint war.

Im Gegensatz zur reinen Schriftlehre ist die koreanische Grammatik sehr anspruchsvoll und schwer zu erlernen. Daneben gibt es viele Höflichkeitsformen, die man im Deutschen so gar nicht mehr kennt. Hier macht jedoch auch zuletzt die Übung den Meister.
Die Koreaner sind aber zu Recht stolz auf ihr leicht zu erlernendes Alphabet. So feiert Korea jeweils am 9. Oktober den "Han-gul Tag". An jedem Han-gul Tag, werden Gedächtnis-Riten abgehalten, um König Sejong in Yongnung, seinem Grab in der Kyonggi - Provinz zu ehren, und im Sejong Gedächtnis-Saal in der Stadt Seoul, sind die Leute dicht gedrängt, die versuchen, bereits den kleinen Kinder die Bedeutung von Han-gul mitzuteilen.

Buchdruck

Der Buchdruck mit beweglichen Lettern ist eine koreanische Erfindung und wurde bereits seit dem Ende des 12. Jahrhunderts - also rund 250 Jahre vor Johannes Gutenberg, eingesetzt. Auch Metall-Lettern, welche die Holzdruckstöcke ablösten, wurden etwa 50 Jahre vor Gutenbergs Zeit in Korea eingesetzt. Jedoch konnte sich diese neue Technik weder in Korea noch in China auf breiter Basis durchsetzen. Dieses Verdienst: muß man wiederum Johannes Gutenberg zugute schreiben, der durch den konsequenten Einsatz von beweglichen Metall-Lettern den modernen Buchdruck verbreitet und damit die Wissensverfügbarkeit für Jedermann weltweit erst möglich gemacht hat.



Quellen:
Reiseliteratur und KOIS-Seoul
Teilweise aus der englischen Ausgabe des Magazins "Pictorial Korea".
© Thomas Schneider Mai/2000


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